Der Kontext macht’s

Dass gehörlose und stark schwerhörige Menschen so ihre Marotten haben und in ihrer eigenen Welt leben, darüber schreibt Not quite like Beethoven ja täglich. Dabei muss man sich einfach nur überlegen, dass jedes Stück seltsames Verhalten, das wir – oder in diesem Falle: das ich an den Tag lege, seinen Grund hat. Ich merke oft, dass Menschen, die mich recht gut kennen und genau wissen, wie schlecht ich höre, meinen Gedankengängen einfach nicht folgen können, weil sie den Kontext nicht teilen.

In Bussen und Autos wird mir regelmäßig übel, sobald ich lese oder aus anderen Gründen nicht aus dem Fenster schaue. Nach mehr als ein paar Minuten kann mir das absolut den Magen umdrehen. Und als Schwerhöriger muss ich im lauten Bus meinen Mitfahrer permanent und möglichst frontal ansehen, wenn er mir etwas erzählt, um ihm auf den Mund zu schauen. Neulich sagte ich dort also zu meiner Begleitung während eines Gesprächs: „Ich kann dich nicht länger ansehen, sonst wird mir schlecht.“ Es handelte sich um eine Mitfahrerin. Sie war alles andere als amused.

Links der Woche

Reblogged

Ich hab nen ganzen Stapel Blogposts, die ich zu gerne auch hier veröffentlichen würde, was aber im Volltext nicht geht, weil ich sie nunmal beruflich schreibe. Manchmal habe ich sie hier angerissen und mit einem „Weiterlesen“-Link versehen, was aber bei der Leserschaft auch nicht so gut ankam. Also habe ich eine Umfrage gestartet und freue mich, dass die Variante am meisten Stimmen bekam, die mir selber auch am besten gefällt: Eine Zusammenfassung aller Posts als wöchentliche Linksammlung. Manche mögen zwar keine Linksammlungen, aber ignorieren kost nix. Here we go:

Zum Schluss

Im folgenden sehen Sie einen Wahlwerbespot der Christlich Demokratischen Union – CDU. Für den Inhalt der Wahlwerbung sind die Parteien verantwortlich.

(Die meinen das wirklich ernst, oder?)

Links der Woche

Und weil meine Rubrik „Krachstille“ so arg vernachlässigt ist (ihr könnt den Kram am besten auch gleich bei Not quite like Beethoven nachlesen, der hat mit allem recht!) Hier noch zur Auflockerung: Monty Python – I’d like to buy an hearing aid.

Warum eigentlich…

…blogge ich nie über meine Schwerhörigkeit? Viele, die mich kennen, wissen Bescheid und auf meiner geschäftlichen Homepage mache ich auch keinen Hehl daraus: Als Teenie habe ich schleichend über mehrere Jahre mein Gehör fast gänzlich verloren. Ich bin in der glücklichen Situation, als Kind noch normal Hören und Sprechen gelernt zu haben. Mit Hörgeräten komme ich so gut zurecht, dass viele Leute gar nicht bemerken, dass ich schlecht höre oder nicht verstehen, wie wenig ich eigentlich verstehe. Das führt dazu, dass die Erwartungshaltung mir gegenüber oft eine falsche ist. Wie begreiflich machen, welchen Stress z.B. ein einfaches Telefonat verursacht?

Ich hatte immer nur wenig gehörlose Menschen um mich. Kann bis heute keine Gebärdensprache. Bin so dermaßen an meinen Zustand gewöhnt, dass das Handicap einfach kein Teil meiner Selbstwahrnehmung ist. Ich glaube, das ist der Grund, warum ich bisher nicht darüber gebloggt habe. Vielleicht aber auch meine Sorge, auf dieses Thema reduziert zu werden.

Ich erfahre aber zunehmendes Interesse da draußen. Deshalb führe ich heute die Rubrik „Krachstille“ ein. Ich gebe ja zu: Mein Blog ist momentan zu einer Politik-Ecke verkommen. Das gefällt mir selber nicht, liegt aber an der Zeit. Ich weiß noch nicht, wann ich daran gehen werde, die neue Rubrik weiter zu befüllen oder auch sonst mehr wie früher zu bloggen. Einstweilen möchte ich dem geneigten Leser die beiden vorzüglichen Blogs „die welt mit den augen sehen“ und „Not quite like Beethoven“ ans Herz legen.