Schlagwort: Google


  • Google macht auf Datenschutz

    Wahrscheinlich gibt es kaum einen IT-Konzern, der so viel über seine Nutzerinnen und Nutzer weiß wie Google. Die Suchmaschine liefert Daten darüber, nach welchen Begriffen die Nutzer suchen. Die mobilen Betriebssysteme Android und Android Wear sowie der Online-Kartendienst Google Maps verraten, wo sie sich aufhalten, wann sie mit wem telefonieren und welche Kontakte sie haben. Der Browser Chrome kennt, welche Websites sie besuchen, und wenn sie einen anderen Browser verwenden, liefern das auf zahllosen Websites eingebundene Trackingtool Google Analytics und die Werbeplattform Adsense ähnliche Daten. You­tube verrät Hör- und Sehgewohnheiten. Der Streaming-Dienst Play Music sowie die E-Book-Plattform Play Books sind nur deshalb weniger problematisch, weil sie keinen nennenswerten Marktanteil haben. Und das sind längst nicht alle Dienste, die Google anbietet. Für Datenschützer ist Google ein Alptraum – weniger weil der Konzern all diese Daten missbrauchen würde, sondern weil sie sich mühelos zu einem unfassenden Profil fast jedes Internetnutzers verknüpfen lassen.

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  • Frisch gefiltert

    Eine trockene Angelegenheit, die allenfalls für Autoren und Verlage interessant zu sein scheint, wurde zu einer schmutzigen Lobbyschlacht, die Desinformation, Beschimpfungen, Morddrohungen und einseitige Berichterstattung mit sich brachte. Am 26. März verabschiedete das Europaparlament die umstrittene Richtlinie zur Reform des Urheberrechts. Größter Streitpunkt der Reform waren sogenannte Upload-Filter, die das Hochladen von urheberrechtlich geschützten Inhalten unterbinden sollten, sobald die EU-Mitgliedstaaten die neue Richtlinie in nationales Recht überführt haben. In über einem Dutzend europäischer Länder hatte es vor der Abstimmung Demonstrationen gegen die Reform gegeben, die größten davon mit bis zu 200 000 Menschen in Deutschland; eine Petition gegen die Reform erhielt fünf Millionen Unterschriften, was die EU nicht davon abhielt, die Reformgegner als Mob zu beschimpfen.

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  • Spaß mit Pages: Google+ pseudonym und anonym verwenden

    Gestern Abend verbreitete sich die Nachricht, dass Google+ nun endlich analog zu Facebook auch „Pages“ unterstützt, die keinem Klarnamenszwang mehr unterliegen. Damit kann man dann auch GooglePlus-Accounts für Blogs, Firmen und Organisationen unter passendem Namen anlegen – oder Google+ anonym verwenden. So einer Page sieht man (bisher) nicht an, wer sie angelegt hat. Falls sich das mal ändert und auch damit Google die Verbindung zwischen Pseudonym und bürgerlicher Identität nicht ziehen kann, richtet man sich halt einen Fake-Account unter unter echt klingendem Namen der Sorte „Michael Meier“ an und von dort aus dann die Page mit dem Lieblingspseudonym.

    Ich habe keine Ahnung, ob das schon das neulich angekündigte Pseudonym-Feature ist oder ob es noch kommt. Als Hack erfüllt das ganze seinen Zweck und könnte ähnlich wie bei Facebook einen Trend einleiten: Social Bigotry. Schließlich muss Google seine Policy nicht ändern und kann die Klarnamennazis weiterhin zufrieden stellen, andererseits existiert ein gangbarer Hack, Google+ pseudonym und sogar hinreichend anonym zu nutzen. Ein Bisschen wie bei Facebook, wo Pseudonyme offiziell nicht erlaubt sind, aber massenhaft toleriert und dann doch immer mal wieder gesperrt werden.

    Witz am Rande: Meine neue GooglePlus-Page „Die Ennomane“ habe ich von meinem wegen Pseudonymnutzung gesperrten Account aus angelegt. Einfach so. Dafür sperrt Google mich monatelang aus und nimmt das ganze miese Pseudonymdebattenkarma auf sich? Bleibt nur noch das Problem: Wie kriege ich die rund 4600 Follower des alten Accounts dazu, dem neuen Account zu folgen?


  • Google+ verweigert mir, meinen echten Namen anzugeben

    Wie ihr sicher mitbekommen habt, habe ich letzterdings einigen „Spaß“ mit Google+. Nachdem sie „Die Ennomane“ zum zweiten mal gesperrt haben, verfahre ich nach dem Motto: Wenn ich schon nichts echtes unter Pseudonym schreiben darf, dann schreibe ich eben Blödsinn unter Klarnamen.

    Wie absurd Googles Policy ist, sieht man aber daran, dass ich jetzt meinen echten, wirklich wahren, bürgerlichen Personalausweis-Namen nicht angeben darf. Bei dem Versuch, das zu tun, erhalte ich folgende Fehlermeldung:


  • ennomane labert Teil 2: Pseudonymintoleranz

    Die zweite Folge von „ennomane labert“ ist fertig. Wenig überraschend beschäftige ich mich mit den Pseudonymphobikern bei Google+. Dazu und zu meinem Googleplus-Projekt habe ich gestern Zeit Online ein Interview gegeben.

    [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=4lmRNPP7pI4[/youtube]


  • Ein Geburtstagsgeschenk von Google (Update)

    Google hat mich mit einem Geburtstagsgeschenk überrascht. Gleich zum zweiten mal wird mein Account gesperrt. Dieses mal läuft alles allerdings geringfügig „humaner“ ab: Google sagt mir klar, woran es liegt (mein Pseudonym) und setzt mir eine Frist bis zum 30. September, meinen Namen zu korrigieren. Erneut konnte ich Widerspruch einlegen, indem ich auf einen Link namens „Widerspruch einlegen“ klickte, der dann ohne weiteres Feedback verschwand.

    Eine Möglichkeit, mit Google zu kommunizieren, wird mir erneut nicht angeboten. Passiv-aggressiv blendet Google den Warnhinweis jedes mal ein, wenn ich Google+ aufrufe. Die Sperre bei Google+ bedeutet, dass ich diesen Dienst ab Freitag nicht mehr nutzen kann. Das werden meine derzeit rund 4600 Leser dort wohl genauso schade finden wie ich. Außerdem bedeuetet es, dass ich Buzz und Picasa nicht mehr nutzen kann (meh!) und keine Artikel mehr im Google-Reader empfehlen kann, was mich wirklich ärgert, weil ich den schon sehr lange in Verbindung mit einer E-Mail-Adresse nutze, die absichtlich pseudonym gehalten ist.

    Selbstverständlich habe ich nicht im geringsten vor, meinen Namen auf Google+ zu ändern.

    Ich bin öfters gefragt worden, warum ich denn unbedingt „Die Ennomane“ statt Enno Park heißen will. Will ich eigentlich gar nicht. Es geht nicht um mich. Was ich möchte, ist ein Exempel statuieren. Ich halte die Nutzung von Pseudonymen für ein Online-Menschenrecht, das als solches noch zu deklarieren ist. Klingt pathetisch, aber darunter mache ich es nicht. Nicht nur, weil schwule Iraner gut daran tun, ihre Identität zu verschleiern, und es ein sehr berechtigtes anliegen von Lehrern auch hierzulande ist, dass ihre Schüler nicht jeden Pups im Netz nachlesen – sondern auch, weil die Hoheit über die eigenen Identitäten (ich verwende bewusst den Plural) Sache des Einzelnen sein muss. Diese ganze Diskussion müssen wir jetzt nicht wiederholen – ich habe das alles schon woanders aufgeschrieben.

    Und ich bin mit meiner Meinung nicht allein.

    Update: Obwohl es – wie der Screenshot belegt – zunächst hieß, ich habe Zeit bis zum 30.09. hat Google mein Profil heute, am 28.09., schon komplett gesperrt.


  • Offener Brief an Google: Lasst Pseudonyme zu!

    Ihr erinnert euch – ich hatte ein wenig Aufmerksamkeit, als Google vorübergehend mein Profil auf Google+ gesperrt hatte. Ein paar Stunden und einen SPON-Artikel später durfte ich zwar wieder rein, was für mich aber kein Anlass ist, mich zufrieden zurückzulehnen, während andere weiter gesperrt bleiben. Ich bin eben nicht gerne gleicher als andere. So ließ ich mich natürlich nicht lange bitten, als Christoph Kappes mich fragte, ob ich hierzu einen offenen Brief mit unterzeichne.

    Wir wollen Pseudonyme! Nicht nur weil Menschen die Hoheit über ihre (verschiedenen Identitäten) behalten sollten. Und auch nicht nur weil Pseudonyme Minderheiten, die freie Meinungsäußerung und zugleich die Privatsphäre schützen, sondern auch, weil es nach §13(6) TMG unser gutes Recht ist.

    Der offene Brief kann hier nachgelesen werden. (Kommentare bitte dort, ich schließe die Kommentarfunktion ausnahmsweise mal hier.) Die übrigen Erstunterzeichner sind Christoph Kapppes, Christiane Schulzki-Addouti, Lars Klingbeil, Michael Seemann, Jürgen Kuri, Peter Tauber, Christiane Link, Stephan Uhrenbacher, Ulrike Langer, Dorothee Bär, Sascha Lobo, Markus Beckedahl, Nico Lumma, Teresa Bücker, Falk Lüke, Stefan Gehrke, Wolfgang Macht, Peter Glaser, Konstantin von Notz, Anke Gröner, Lars Hinrichs, Ingo Scholz, Manuel Höferlin, Jimmy Schulz und Antje Schrupp. Diese „Koalition“ aus Politikern und Netzaktivisten finde ich bemerkenswert. Aber darum geht es uns: Google zu zeigen, dass die Kritik nicht bloß aus einer bestimmten Ecke kommt, sondern breit aufgestellt ist. Ich fühle mich in bester Gesellschaft.


  • Pseudonymintoleranz

    Ich habe heute mal was in dieses Google-Plus reingeschrieben, das so umfangreich und fehlerhaft war, dass ich es lieber hier noch mal redigiert bloggen möchte. Ich finde, ich habe in diesem Text meinen Standpunkt relativ erschöpfend zusammengefasst, und habe damit einen Link, den ich allen Pseudonymphobikern an den Kopf werfen kann – oder auch Leuten, die der Auffassung sind, ich wolle mich mit dem Thema nur profilieren.


    Mir kommt bei dieser Pseudonym-Diskussion den Verdacht, dass ein Teil derjenigen, die auf Klarnamen bestehen, in Pseudonymen einen kulturelle Affront sehen und sie sich deshalb in einem Netz der Pseudonyme fühlen wie Sarrazin in Kreuzberg. Das betrifft vor allem diejenigen, die schon gar nicht mehr den Text lesen, den ich verlinke, sondern munter drauflos kommentieren. Ich fühle mich gerade in dieser Debatte ein wenig wie Sascha Lobo – der kennt ja auch das Problem, dass manche reflexartig das Maul aufreißen, sobald er überhaupt etwas schreibt – egal was und worüber eigentlich.

    Mir geht es um das gute alte „On the Internet, Nobody Knows You’re a Dog“. In dieser Hinsicht bin ich wohl etwas konservativ. Ich finde diese alte Sicht aufs Netz gut. Dabei geht nicht nur darum, dass keiner Wissen soll, wer ich bin, sondern dass ich Freiheitsgrade gewinne, mit meiner eigenen Identität zu spielen und sie zu erforschen. Anders gesagt: „Die Ennomane“ gäbe es ohne das Internet gar nicht und sie deckt sich auch nicht zu 100% mit „Enno Park„. Trotzdem bin ich sowohl „Die Ennomane“ als auch „Enno Park“ und wenn eine der beiden Identitäten weniger echt sein sollte, dann wüsste ich noch nicht einmal zu sagen, welche von beiden denn eigentlich.

    Es geht aber auch um reale Anonymität und dass sie Menschen schützt. Anonymität mag zwar eine Illusion sein, aber in der Praxis ist hinreichende Anonymität im Internet sehr wohl möglich, auch wenn sich theoretisch mit hohem Aufwand die Personalausweis-Identität jeder Person feststellen ließe. Theoretisch kann man sich aber auch bei Clubtreffen der Anonymen Alkoholiker an den Eingang stellen und schauen, ob da jemand reingeht, den man kennt. Die Frage, in welchem Grad Anonymität eigentlich möglich und machbar ist, hat also kein genuines Problem des Internet und spielt in dieser Debatte eigentlich nur eine untergeordnete Rolle.

    Die Liste unter „Who is harmed by a „Real Names“ policy?“ ist geradezu erschlagend. Zumindest für Teile der in dieser Liste genannten Zielgruppen, Minderheiten und Menschen ist es essenziell, Pseudonyme zu verwenden. Leute, die das als Befindlichkeiten oder Mimimi abtun, sollte man mit Fug und Recht als Ignoranten bezeichnen dürfen. Und auch wenn es in Deutschland keine politische Unterdrückung geben mag: Stalking, Sexismus und Diskriminierung im kleinen kommen auch hier sehr wohl vor.

    Auch will mir das Argument, Google habe ein „Hausrecht“ auf seiner Plattform, nicht einleuchten. Natürlich ist niemand gezwungen, Google+ zu verwenden – hat man aber ein gesellschaftliches Anliegen und möchte man dieses vortragen, dann ist es eine empfindliche Einschränkungen, von Plattformen wie Google oder Facebook ausgesperrt zu werden – auch wenn Google+ diese Relevanz derzeit noch nicht hat. Ich wage die Behauptung, dass Pseudonymintoleranz eine Einschränkung der Meinungs- und Redefreiheit ist – sogar eine recht empfindliche, weil schon die Basis der Meinungsfreiheit betroffen ist, nämlich unter welchem Namen oder mit welcher Identität ich mein Grundrecht eigentlich ausüben will. Schließlich wirkt jede Äußerung eines Menschen immer auch im Kontext der Person, die sie ausspricht.

    So etwas wie ein „Hausrecht“ kann deshalb sehr wohl durch Gesetze eingeschränkt sein: Zum Beispiel muss eine Zeitung Gegendarstellungen abdrucken – und auch ein Anbieter von Online-Communities ist zumindest in Deutschland nach dem TMG gesetzlich dazu verpflichtet, die Nutzung unter Pseudonym zu ermöglichen.

    Als wäre das alles noch nicht genug, hält sich Google noch nicht einmal an die eigenen Richtlinien. Auch die neuesten Statements von Google-Mitarbeitern fordern weiterhin Klar- bzw. Alltagsnamen, die eine eindeutige Zuordnung erlauben. Gleichzeitig wurden aber Leute wie Michael „mspro“ Seemann, ich selbst und einige andere Pseudonym-Nutzer wieder freigeschaltet. Selbst wenn Google+ langfristig wegen der Klarnamenspflicht verxingt und nur noch als Plattform für Business-Auftritte mit verbalem Schlips taugen sollte, so muss doch wohl gleiches Recht für alle gelten.

    „Get a life“ ist an dieser Stelle auch nur ein Argument derjenigen, sie sich ein Leben außerhalb ihres eigenen Tellerrandes nicht vorstellen können. Es kommt ja regelmäßig vor, dass Leute es für nötig halten, meine selbstgewählte Lebensweise zu kritisieren. Meistens mit dem Tenor, das sei ja alles nicht echt in diesem Internet und könne das „reale Leben“ nicht ersetzen. Die meisten verstummen dann, wenn ich ihnen sage, dass schriftliche Kommunikation im Kontext meiner Gehörlosigkeit irgendwie ja doch ziemlich toll und hilfreich ist. Nur warum muss ich das überhaupt sagen? Warum mich eigentlich dafür rechtfertigen? Ich rufe auch niemandem „Get a life!“ zu, der seine Zeit gerne mit dem Fernseher verbringt, was ich persönlich als Zeitverschwendung empfinde.

    Es ist wie mit der Beweislastumkehr: Jemand, der etwas verbietet, muss begründen, warum es verboten sein soll, und nicht umgekehrt. Die einzigen Argumente, die ich bisher für ein Pseudonymverbot gehört habe, sind „hilft gegen Trolle“ und „ich will wissen, mit wem ich es zu tun habe“. In beiden Fällen ist den Leuten sehr einfach geholfen, indem sie Pseudonym-Identitäten einfach nicht in ihre Google-Plus-Kreise aufnehmen. Wie absurd diese Argumentation ist, sieht man daran, dass man mit ihr eine Klarnamenspflicht auf Datingseiten noch viel besser begründen könnte.

    Am Ende kommt dann das Argument, ich wolle mich ja bloß auf Kosten des Themas profilieren. In dieser Hinsicht kann es sowieso niemandem Recht machen. Schreibe ich Google-kritisch, dann betreibe ich „Google-Bashing“. Schreibe ich Google-freundlich, bin ich ein Fanboy und habe gut Reden so als freigeschalteter Pseudonym-Nutzer, der etwas gleicher als die anderen ist. Manche Leute scheint es aus irgendwelchen Gründen zu stören, dass ich überhaupt schreibe und dann auch noch frecherweise über Dinge, die sie gar nicht interessieren oder in denen ich – der Gipfel der Perfidie – eine andere Meinung vertrete als sie selbst. Dabei ist niemand gezwungen, meinen Sülz zu lesen. Niemand muss mich in seine Circles packen. Niemand auf Twitter folgen. Wie übrigens alle anderen Pseudonym-Nutzer auch. So einfach ist das.


  • Jetzt wurde auch mein GooglePlus-Profil gesperrt (Update)

    Es gab die letzten Tage einige Diskussion darüber, dass Google in Google+ Klarnamen verlangt. Etliche Profile sind dafür gesperrt worden, schließlich meldeten dann aber große Blogs wie Engadget oder t3n, dass ihre GooglePlus-Profile wieder freigeschaltet seien. Wenn die großen das dürfen, will ich auch, dachte ich mir, und änderte meinen Profilnamen von „Enno Park“ in „Die Ennomane“.

    Es dauerte ungefähr 8 Stunden, bis mein Profil gesperrt wurde. Das äußerte sich zunächst darin, dass ich mich überhaupt nicht mehr auf meinen Google-Account einloggen konnte. Egal ob E-Mail-Programm oder mit Google gekoppelter Nebenkalender im iPhone – nichts ging mehr. Ein Zustand, der mir nochmal eindrücklich vor Augen führte, mich keinesfalls von irgend einer Cloud abhängig zu machen.

    Immerhin konnte ich meinen Google-Account innerhalb von Minuten wieder freischalten lassen, indem ich – unter Zähneknirschen – meine Mobilnummer angab, auf die per SMS ein Entsperrcode gesendet wurde. Google hat also jetzt meine Telefonnummer, die anzugeben ich gegenüber Google oder Facebook jahrelang bewusst vermieden habe. Nicht dass ich von Google Cold Calls befürchte – ich will einfach nicht, dass sie Teil meines Social Graph ist oder verwendet wird. Punkt.

    Damit konnte ich dann zunächst wieder alle Google-Dienste nutzen – bis auf einen: Mein GooglePlus-Profil ist gesperrt. Immerhin kann ich noch lesen, was die Leute in meinen Kreisen so schreiben, selber etwas posten oder Leute in Kreise aufnehmen kann ich aber nicht. Ich denke zwar, dass ich gegen Punkt 13 der die Community-Richtlinien verstoßen haben dürfte – aber das soll Google mir bitte genauer sagen, schließlich könnte ich ja auch ein antiklerikales Posting als „Hassrede gegen Religionen“ interpretiert worden sein?

    Ich möchte nicht wissen, wieviele Leute von einer Sperrung betroffen sind und einen Hinweis auf die Community-Richtlinien angezeigt bekommen aber im Dunkeln tappen, was genau eigentlich ihr „Vergehen“ war. Ich denke da zum Beispiel an Tobias Wimbauer. Anders als bei Tobias hat sich Google bisher nicht per Mail bei mir gemeldet. Ich weiß noch nicht einmal, an wen ich mich in dieser Sache wenden kann – es gibt nur einen Link, „Profil erneut überprüfen“, der verschwindet, wenn man auf ihn klickt.

    Dafür gibt es nur ein Wort: kafkaesk. Wir sollten aber nicht vergessen: Auch wenn Google in seiner so genannten Firmenphilosophie anderes behauptet („Der Nutzer steht an erster Stelle„), sind wir Nutzer keine Kunden sondern Daten-Rohstoff – und werden auch so behandelt. Im Grunde funktionieren Google und Facebook nicht anderes als die Matrix – nur dass die gekoppelten Menschen noch frei herumlaufen und Information statt Energie liefern.

    Ich jedenfalls bestehe darauf: Solange die großen dürfen, will ich auch mein Profil unter meinem Blognamen führen dürfen – schließlich ist „Die Ennomane“ seit Jahren nicht wenigen Lesern ein Begriff, hat durchaus ein paar mehr Follower auf Twitter und verzichtet nur deshalb auf Werbung, weil ich es nicht kommerziell betreiben möchte. Wenn nicht, soll Google uns bitte erklären, warum einige Blogs gleicher sind als andere.

    Update: Matthias hat in den Kommentaren einen Link ausgebuddelt, den ich selber nicht mehr finden konnte: In „The Freedom to be who you want“ vom Februar dieses Jahres beschreibt Google wortreich, dass es unter anderem ein Recht der Nutzer sei, im Netz Pseudonyme zu verwenden. Das steht im diametralen Widerspruch zu Googles Community-Richtlinien. Wenn Google schon bei der Pseudonym-Nutzung eine „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“-Policy fährt, warum sollte es beim Datenschutz dann anders sein?

    Update: So eine Sperre in Google+ bedeutet übrigens auch, dass man auf Buzz nicht mehr posten kann (meh!) und im Google Reader keine Artikel mehr empfehlen kann, was mich dann doch sehr ärgert. Mal sehen, was noch alles nicht geht. Immerhin darf ich als „Ennomane“ noch Mails versenden…

    Update: Mein GooglePlus-Profil ist nach ca. 20 Stunden wieder freigeschaltet. Geändert habe ich nichts am Profil und Google hat sich auch nicht bei mir gemeldet. Die große Frage ist jetzt, ob Google mein Profil auch so schnell von sich aus wieder freigeschaltet hätte oder ob die viele Resonanz im Netz bis hin zum SPON-Bericht dabei ein wenig nachgeholfen hat. Bin ich jetzt auch ein wenig gleicher als andere? Oder ist die vorübergehende Sperrung einfach das übliche Prozedere für Pseudonym-Nutzer, ein der Beta geschuldeter Workaround quasi, weil Google noch keinen Workflow für sowas hat?

    Update: Auch wenn mein Account wieder freigeschaltet ist, ist die Sache noch lange nicht gegessen. Neu gesperrte Accounts von (auf Twitter) durchaus bekannten Pseudonymen: „@Muschelschloss„, der allseits geschätzte Inkognito-Satiriker @GermanPsycho und Sebastian „@Sebaso“ Sooth sowie die offenbar ganz schlimmen Trolle von der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften. Christian „Plomlompom“ Heller ruft mittlerweile dazu auf, Pseudonyme auf Google+ zu verwenden. Dem schließe ich mich an. Sein Profil ist trotz der Umbenennung bisher nicht gesperrt. Mal sehen, wie lange das so bleibt.


  • Links der Woche

    So sah das mal aus: Ein kleiner Film vom Prenzlauer Berg 1993