Schlagwort: Cochlea Implantat

  • Elektrisches Ohr ist elektrisch

    Deshalb braucht es Strom, und zwar ziemlich viel davon. Da wurde ich natürlich ärgerlich, als sich Cochlear Deutschland bei mir meldete, meine Krankenkasse verweigere die Erstattung der Batteriekosten – immerhin ca 40-50 Euro im Monat, ganz genau kann ich das nicht sagen. Zum Glück scheint die Sache aber jetzt geklärt zu sein.

    Ich habe jetzt ziemlich lange nicht mehr zum Thema Cochlea-Implantat gebloggt. Das liegt vor allem daran, dass sich mein elektrisches Gehör ganz langsam weiterentwickelt, aber im Gegensatz zu den ersten Wochen nur noch unmerklich. Nach acht Wochen habe ich den ersten Hörtest gemacht. Mein Sprachverständnis (Freiburger Einsilbertest) ging auf dem rechten Ohr hoch von 25% auf 65%. Die Operation war also definitiv ein voller Erfolg.

    Ich muss dazu sagen, dass die Ärzte eigentlich nach acht Wochen noch nicht messen – für viele Patienten ist das noch zu früh und ein maues Testergebnis könnte sie unnötig verunsichern. Ich hatte aber darauf bestanden. Der Test hatte noch ein anderes interessantes Resultat: Das Sprachverständnis ist auf meinen linken Ohr mit Hörgerät zurückgegangen von 25% auf 10%. Mein Gehirn scheint alles, was über das Hörgerät reinkommt, nur noch als irrelevante Zumutung zu empfinden und orientiert sich am rechten Ohr, auf dem ich das CI trage.

    Gestern war ich auf dem Sommerfest unserer Firma und musste die Story natürlich 1000fach erzählen. Häufigste Frage war, wie es klingt: Nein nicht metallisch, sondern elektrisch. Anders kann ich es nicht beschreiben… Bei den Gesprächen im lauten Bierzelt habe ich irgendwann das Hörgerät herausgenommen und eingesteckt und nur noch einseitig mit dem CI zugehört, weil es für mich ohne den Krach von links einfacher war, die Leute zu verstehen. Ich ertappe mich sowieso schon dabei, das Hörgerät oft gar nicht zu tragen. Ich glaube, ich werde links auch noch ein CI haben wollen…

    Stand der Dinge nach 10 Wochen: Das Wling ist noch da und verschwindet nur sehr langsam. Ob ich es höre oder nicht und wie stark die Überlagerung ist, scheint aber stark von meinem Gehirn abzuhängen. Oft vergesse ich dieses Geräusch einfach und höre es dann auch nicht mehr – ähnlich wie ein Tinnitus ist es aber sofort da, wenn ich an es denke. Filme ohne Untertitel verstehe ich mittlerweile fast vollständig, allerdings nur, wenn ich das CI direkt an den Computer anschließe, auf dem ich die DVD sehe.

    Im Kino verstehe ich gefühlte Dreiviertel der Dialoge – noch gehe ich nicht wirklich gerne in Filme ohne Untertitel. Bei englischen Inhalten kann man das je nach Akzent nochmal halbieren. (BE geht besser als AE.) Ein versuchtes Telefonat (Arzttermin vereinbaren) endete allerdings im Chaos. Ansonsten schwankt mein Hören stark nach Tagesform. Während es gestern ganz prima lief, habe ich vor ein paar Tagen, als ich mit Freunden essen war, den ganzen Abend so gut wie nichts verstanden.

    Musik hören ist noch sehr durchwachsen: Genießbaren „Sound“ gibt es nur mit dem Hörgerät, dafür gibt mir das Implantat viele neue „akustische Informationen“, die aber klanglich mit Musik eher wenig zu tun haben. Immerhin muss ich mich nicht mehr auf Stehblues beschränken, sondern kann dazu tadellos so etwas wie eine Discofox-Simulation improvisieren, wie ich gestern zu fortgeschrittener Stunde bemerkt habe. Das war so ziemlich das erste mal seit… äh ja, überhaupt?

  • R2D2 auf Drogen und alle Frauen klingen wie Wenke Myhre

    Den Höreindruck, den ich jetzt nach der dritten Anpassung und fast drei Wochen mit dem Cochlea-Implantat habe, kann man nur psychedelisch nennen. Während im linken Ohr weiterhin das altvertraute Hörgerät mit tollem Sound und mieser Dynamik werkelt, klingt es rechts immer unelektrischer aber auch immer alberner. Mein Hören ändert sich fast von Tag zu Tag. Das „Wling“ klingt jetzt wie ein Piepen und Pfeifen, ändert die Tonhöhe und und schmiegt sich an alle Geräusche an, welche ansonsten immer klarer hervortreten. Schwer zu beschreiben, wie das klingt. Ein wenig wie R2D2 auf Drogen oder die Witzpfeife im folgenden Monty-Pythonsketch:

    Ich nenne es mal in Ermangelung besserer Worte „Wling 2.0“. Man kann sich vorstellen, wie nervig das ist, wenn jedes gottverdammte Geräusch von diesem Wling 2.0 begleitet wird, davon geprägt und verzerrt wird. Im Moment sind alle Stimmen quäkig. Alle Frauenstimmen klingen wie Wenke Myhre. Hören mit CI ist also also sehr „interessant“ auf ne Art, macht aber auch wahnsinnig. Wenigstens ist der Hall schon sehr viel weniger geworden und Stimmen klingen auch nicht mehr 20 Meter weit entfernt. Ich fand es nämlich sehr irritierend, mir auf diese Art selber beim Rülpsen zuzuhören.

    Das Wling 2.0 überlagert Sprache und Geräusche – es ist aber nicht Sprache und Geräusche. Tatsächlich höre ich Sprache und Geräusche dahinter. Und was ich „dahinter“ höre, klingt durchaus natürlich und in keiner Weise „roboterhaft“ wie andere CI-Träger das schildern. Was aber evtl auch daran liegen könnte, dass ich das CI mit 22 statt 12 Elektroden implantiert bekommen habe und mittlerweile bis zu 12 davon gleichzeitig feuern – Standard-Einstellung ist eigentlich acht.

    Musik ist weiterhin kein Spaß, aber es wird besser. Seit drei oder vier Tagen bin ich in der Lage, über das CI die Glocke aus Hells Bells von AC/DC zu hören. Gitarren und Schlagzeug waren vorher schon da, der Bass und Brian Johnson erschließen sich weiterhin nur über das Hörgerät im anderen Ohr. Was ich mit dem CI schon sehr gut höre, sind sehr hohe Töne und jede Form von Schlagzeug und Percussion. So war ich neulich im „Cake“ – Hörgerät aus, nur CI an! – in der Lage, zu „Kiss“ von Prince abzutanzen. Ich hoffe allerdings und darf auch erwarten, dass ich meinen Musikgeschmack künftig nicht auf derlei Falsett-Gefiepse beschränken muss.

    Subjektiv habe ich das Gefühl, schlechter zu hören, objektiv sieht die Lage ganz offenbar anders aus: Der Audiologe spricht „Eindundzwanzig“ vor und ich verstehe nur mit CI und spreche nach, ohne ihn anzusehen. Er sagt, er sei beeindruckt, wie schnell ich Fortschritte mache. Enge Freunde behaupten schon seit Tagen, ich verstünde besser als früher. Ich dementiere einstweilen, schon um keine zu großen Erwartungen zu wecken – aber vorgestern ist es tatsächlich passiert: Ich lese etwas auf meinem iPhone, während mich Rachel von der Seite anspricht und ich antworte ohne aufzublicken – und völlig ohne zu merken, was ich da eigentlich tue. Ich habe sie verstanden, ohne sie anzusehen. Das konnte ich das letzte mal so ungefähr mit 14.

    Als wir ihren Geburtstag in der (allerdings relativ ruhigen und leeren) Margarethe F. weiterfeierten, konnte ich mich tatsächlich erheblich besser als gedacht mit den Anwesenden unterhalten. Ich habe deutlich gemerkt, wie ich mehr zugehört und weniger selber geredet habe. Was mein Gehirn da macht, ist immer noch weit entfernt von normalem Hören und Verstehen, wie ich es aus meiner Kindheit kenne, und klingt auch lange nicht so „gut“ wie ein Hörgerät  – aber es funktioniert. Ganz langsam immer besser.

  • Der geheimnisvolle Koffer

    Ich hatte schon vorige Woche auf Twitter den Koffer erwähnt, den man zu seinem Cochlear-Implantat bekommt und der groß genug ist für 2-3 Gaming-Laptops oder einen mittleren Londonaufenthalt. Er schrie einfach nach einem Unboxing-Video. Leider leuchtet er nicht, wenn man ihn öffnet, dafür kommt Lucy im Film vor.

  • Der Cyborg hört.

    Und zwar einen elektrisch klingenden, an den Rändern etwas diffusen 800 1200-Hertz-Ton, wenn ich die Zahl richtig verstanden und behalten habe. Diesen Ton höre ich heute seit dem ersten Einschalten des Cochlea-Implantates immer. Jedes Geräusch ist ein kurzes oder langes „Wling“. Sprache ist ein „Wlingwlingwlingewliiingwling“ im Rhythmus des Sprechers. Es ist das, was viele als „Xylophon“ umschreiben, auch wenn ich nicht finde, dass es so klingt.

    Dieses „Wling“ wird mich noch bis zu zwei Monate begleiten. Es ist die Grundfrequenz aller elektrischen Impulse, die mein Gehirn leider auch akustisch wahrnimmt, aber bald ignorieren wird. Tatsächlich schälen sich hinter diesem „Wling“ langsam andere Geräusche heraus. Vor allem Geklapper mit Geschirr oder einem Schlüsselbund klingt relativ normal, sind aber räumlich nicht da, wo sie sein sollten.

    Alle Geräusche klingen nicht nur auf seltsame Art elektrisch sondern auch jenseitig. Kennt ihr das, wenn eine Katze immer an die gleiche Stelle der Wand starrt und keiner versteht, was sie da sieht? Mir kommt es vor, als könnte ich das hören. Wenn ich diesen Post schreibe, klingt das Tippen auf der Tastatur wie ein tropfender Wasserhahn in einem hallenden Keller – und zwar ein fieser tropfender Wasserhahn, der eine Requisite aus einem Film wie „Saw“ sein könnte.

    Allerdings konnte ich schon wenige Minuten nach dem Einschalten Sprache verstehen. Der Techniker redete langsam und deutlich mit mir. Vokale konnte ich kaum unterscheiden, aber wenn er etwas lauter sprach, fingen die Konsonanten an plastisch hinter dem „Wling“ hervorzutreten, wenn auch zischelnd und sphärisch. Aber immerhin: Es funktioniert.

    Später war ich dann mit Jürgen Vielmeier und Gilly Kaffee trinken – und habe kein Wort verstanden. Sie tippten in ihre iPhones, was sie mir sagen wollten. Das „Wling“ und Gezischel in meinem rechten Ohr ist so irritierend, dass derzeit noch schlechter verstehe, als wenn ich das rechte Ohr einfach taub lasse und nur mit dem linken via Hörgerät höre wie die letzten vier Wochen.

    Trotzdem merke ich, wie sich mein Hören bereits in den ersten Stunden verändert und erste Geräusche bis hin zu Sprache anfangen, sich heraus zu differenzieren. Immer wieder schalte ich zwischendurch das Hörgerät links aus und teste, wie alles nur mit dem CI klingt. Als ich nach der Anpassung am Westbahnhof wartete, konnte ich einen drei Gleise entfernt vorbeifahrenden Zug nicht hören – wohl aber eine Lautsprecherdurchsage (wenn auch nicht verstehen). Als ich später zum Alex fuhr, klang die U2 im Innern wie ein leises Zischeln. Als ich 90 Minuten später zurück fuhr, klang sie zwar immer noch wie ein Zischeln, aber eben doch ein klein wenig mehr nach „U-Bahn von innen“.

    Manche Geräusche, die ich sonst kaum wahrnehme, kommen mit erstaunlicher Deutlichkeit – andere völlig unüberhörbare Dinge gehen hinter einer Wand aus „Wling“ ununterscheidbar unter. Ebenfalls irritierend ist, dass ich manche Töne nicht nur höre, sondern auch spüre. Es ist als ob ich diese feine elektrische Entladung in meinem Innenohr als tatsächlich als winzigen Stromschlag spüre, aber ich denke, mein Gehirn wird auch dieses eingehende Signal bald als etwas Akustisches umdeuten.

    Not Quite Like Beethoven hatte mal einen amerikanischen Radio-Beitrag ausgebuddelt, der versucht, das Hören mit CI nachzubilden. Er ist leider auf Englisch, aber immerhin mit Tranksript. (Von dem anderen Klangbeispiel aus der Kinderserie „The Clangers“ halte ich übrigens gar nichts.) Im Moment fände ich es schon toll, wenn ich überhaupt so gut schlecht hören würde wie in den Klangbeispielen. Ich habe testweise Musik angemacht und könnte A-Ha nicht von AC/DC unterscheiden… Ich muss ab jetzt täglich trainieren, am besten mit Hörbüchern. Ich suche gerade nach „Herr der Ringe.“ Wenn Tolkien mir Englisch beibringen konnte, kann er mir auch das Hören beibringen.

    Update: Es ist nicht zu fassen, aber es scheint tatsächlich keine Hörbuchfassung der Carroux-Übersetzung vom „Herrn der Ringe“ zu geben. Stattdessen lesen die tatsächlich diese absurde Fassung von Kreges komplett ein. Palme Facem! Überlege ernsthaft, ob ich meine Hörübungen auf Englisch beginne. Weiß nur nicht, ob das so eine gute Idee ist. Heute Abend Exupery zum Einschlafen dann…

  • Warum Cochlear Nucleus N5

    Ich hatte vor ein paar Wochen darüber gebloggt, dass ich mich beim CI zwischen dem Nucleus N5 von Cochlear und dem Maestro von Med-El entscheiden musste, aber ganz vergessen, zu erzählen, wie ich mich entschieden habe, und warum. Meine Wahl fiel auf das N5. Sitzen tun anscheinend beide, wobei es fürs N5 noch so einen extra Bügel zum Beispiel für Jogger gibt und das Gehäuse spritzwassergeschützt ist. Den Stromverbrauch habe bei der Entscheidung nicht berücksichtigt – Batterien wechseln muss ich ja sowieso dauernd.

    Ausschlaggebend war: Beim N5 lassen sich mehr Parameter einstellen als beim Maestro. In Kombination damit, dass die Klinik zu 75% N5 implantieren und daher mehr Erfahrung damit haben, erhoffe ich mir einfach die bessere Anpassung. Dann das Thema Fernbedienung vs Einstellmöglichkeiten direkt am Gerät, welche beim Maestro fehlt. Es ist zwar richtig, dass man normalerweise möglichst wenig umschalten müssen sollte, aber wenn, dann möchte ich das direkt am Gerät können, ohne auf eine Fernbedienung angewiesen zu sein. Ich könnte mir vorstellen, dass spezielle Programme zum Sprachverständnis in lauter Umgebung u.U. eben doch hilfreich sein könnten.

    Am Med-El hätte mich das längere Implantat für die Bassfrequenzen gereizt, habe aber zu häufig die Aussage „zu dumpf“ gelesen. Tatsächlich verteilt sich ja die gleiche Zahl Elektroden auf mehr Raum. Gerade vom Maestro hätte ich deshalb eine höhere Zahl von Elektroden erwartet. Aber ausgerechnet das N5 hat 22 statt 12 Elektroden. Auch wenn sich die höhere Auflösung doch nicht so bemerkbar macht, finde ich das ziemlich sinnvoll und denke, dass sich da technisch – auch für die Zukunft – mehr rausholen lässt. Bisher haben Technologie-Trends immer solche Werte erhöht, auch wenn Fachleute sagen „braucht man gar nicht“ (Taktfrequenz, Speicher, Megapixel…)

    Der letzte Grund, mich gegen das Med-El zu entscheiden, war dann der Werbeprospekt. Der N5-Prospekt beschreibt relativ klar die Technik der Geräte und verzichtet auf Schnickschnack. Der Med-El-Prospekt gibt Testimonials sehr viel Raum. Da wird dann mit Versprechungen wie „schon nach 1 Woche telefonieren“ gearbeitet oder einem 12jährigen CI-Träger, der Keyboard spielt und in der Schule Chinesisch lernt. Auch wenn diese Beispiele im Einzelfall stimmen mögen: Ein solches Spiel mit den Hoffnungen der Behinderten ging mir sehr gegen den Strich.

    In etwa 36 Stunden wird das Chochlea-Implantat eingeschaltet. Ich bin gespannt, wie das sein wird…

  • Implantat (Foto)

    ioen Text über das Implantat in meinem Kopf schrieb ich recht bald nach der OP. Ich merke nachträglich am Stil, dass ich da noch ziemlich detsch war. Hatte für die kurze Reihung von Hauptsätzen auch ziemlich lange gebraucht. Den wirklich fiesen und lauten Post-OP-Tinnitus haben wir zum Glück innerhalb von 3 Tagen mit etwas Kortison wieder weggekriegt, sodass der Testbild-Ton in meinem rechten Ohr jetzt nicht mehr lauter oder häufiger da ist, als ich es seit Jahrzehnten kenne. Erträglich also.

    Erst bei der Entlassung war ich ich noch schnell in der CI-Sprechstunde und ließ mir nochmal das Demo-Implantat zeigen, um es zu fotografieren. Ich hätte vielleicht etwas anderes als ein weißes Blatt Papier als Unterlage nehmen sollen, aber egal. Hier ist das Foto – auf meinem Monitor ungefährer in „Lebensgröße“:

    Das obere Ende ist etwa so groß wie ein Zweieurostück und sitzt jetzt im Schädelknochen eingebettet hinter meinem Ohr. Wenn der Verband nicht wäre, könnte man es unter der Haut erfühlen. Das untere, aufgerollte Ende steckt in der Cochlea. Dort befinden sich die winzigen Elektroden, die meine Hörnervenenden künftig in verschiedenen Frequenzbereichen reizen werden. Das kürzere Metallende, das da noch zu sehen ist, sitzt übrigens irgendwo anders unter meiner Kopfhaut. Es dient dem Potenzialausgleich, ist also so etwas ähnliches wie ein Erdungskabel.

    Wie schon gesagt: Den Sprachprozessor bekomme ich erst später, wenn alles gut verheilt ist – nämlich am 24. Mai. Den trage ich außen wie ein Hörgerät, wobei er allerdings nicht per Ohrpassstück haftet, sondern magnetisch. Er versorgt das Implantat induktiv mit Energie und Signalen. Das ist übrigens vergleichbar mit den merkwürdigen Geräuschen, die ein sendendes Mobiltelefon manchmal in eingeschalteten HiFi-Anlagen produziert.

    Fassen wir zusammen: Das Implantat ist magnetisch und in der Lage, induktive Signale aufzunehmen. Dinge, die ich also ausprobieren muss, sobald der Verband weg ist: Einen Küchenmagneten oder den Touchstone meines alten Palm Pre hinters Ohr halten sowie meinen Kopf dicht an einen Lautsprecher oder ähnlichen Sender bringen. Bin gespannt, wie sich das dann anfühlt bzw. klingt.

  • Er ist drin

    Er ist drin, der Draht in meinem Kopf. Um ihn da reinzukriegen, fand ich mich gestern im Virchow-Klinikum der Charité ein und wurde heute morgen narkotisiert. Anschließend schnitt man mir ein Stückchen Kopfhaut auf, klappte sie zur Seite und legte so den Schädelknochen hinter meinen Ohr frei. In den Schädelknochen wurde eine Aussparung für den Empfänger des Chochlea-Implantates gefräst sowie ein Kanal richtung Innenohr.

    Das Implantat – ein feiner Draht mit vielen Elektroden dran – wurde durch diesen Kanal bis in die „Schnecke“ geschoben. Noch unter Narkose auf dem OP-Tisch wurden die Elektroden unter Strom gesetzt und meine Hirnströme gemessen – es scheint perfekt funktioniert zu haben. Sagt jedenfalls die Ärtzin, die mich operiert hat. In zwei Tagen oder so wird man mich wahrscheinlich wieder nach Hause schicken.

    Jetzt muss das ganze erstmal verheilen, was unter anderem bedeutet, dass ich mir die nächsten Wochen den Kopf nicht duschen darf und die Nase nicht schneuzen. Hörgerät tragen geht auch nicht; ich muss also erstmal mit dem linken Ohr alleine hinkommen. In etwa 4 Wochen bekomme ich dann den Sprachprozessor, der den Schall einfängt, in ein Signal umwandelt und dieses an das Implantat sendet. Außerdem versorgt das Gerät, das außen hinter dem Ohr getragen wird, das Implantat via Induktion mit Strom. Wäre ja lästig, sich jedes mal für einen Batteriewechsel unters Messer legen zu müssen.

    Das Signal, das dann an meinem Gehirn ankommt, wird zunächst mal anders klingen. Ich werde längere Zeit intensiv hören üben müssen. Ich werde Tage brauchen, um Geräusche auseinander zu halten, Wochen, um Sprache verstehen zu können und Monate, bis ich besser als zuvor höre. Meine Aussichten, in der Sprachaudiometrie statt 30% mal 70-100% zu schaffen, sind sehr gut. Ich bin gespannt.

  • Pest oder Cochlea?

    Freitag war ich erneut in der Charité zwecks Besprechung der Untersuchungsergebnisse. Die Ärzte haben sich die Bilder von Computertomographen angesehen, um zu schauen, ob anatomisch etwas gegen die Operation spricht. Dass mein Hörnerv intakt ist, wussten wir ja schon. Ganz unspektakulär und lakonisch: Sie wollen operieren, und das schon Anfang Mai. Allerdings werde ich vor eine für mich schwierige Entscheidung gestellt: Die Klinik operiert zwei Systeme und die seien angeblich beide gleich gut.

    Das Maestro von MedEl ist größer und scheint mehr Strom zu verbrauchen. Dazu gehört eine Fernbedienung, ohne die ich das CI nur an- und abschalten kann, was ich als großen Nachteil empfinde. Nachrangig: Das Design ist kantiger und es gibt weniger Gehäusefarben zur Auswahl. Aber: Dafür wird der Draht mit den Elektroden tiefer in die Schnecke (Cochlea) eingeführt als bei anderen Systemen, wodurch später Bässe besser wiedergegeben werden können. Angeblich empfinden das machen als „zu dumpf“.

    Konkurrent ist das Nucleus 5 vom Marktführer Cochlear. Das ist kleiner, leichter, verbraucht weniger Strom bzw. läuft mit Akkus, sehen etwas besser aus und es gibt mehr Farben zur Auswahl. (Ich nehme ja sowieso Schwarz, von daher…) Bei diesem Gerät wird der Draht weniger tief eingeführt, sondern so, wie es bei Cochlea-Implantaten seit Jahren Standard ist. Bässe werden also nicht so gut abgedeckt wie beim Meastro, dafür hat der Draht gleich 22 statt nur 12 Elektroden, was eigentlich zu einer höheren Auflösung des Klangbildes führen sollte. Man kann sich davon ein besseres Sprachverständnis versprechen, allerdings sei der Effekt auch nicht so groß, weil die Elektroden so dicht beieinander dazu neigen, zu übersprechen.

    Zwei Bekannte habe ich bisher gefragt: Der eine trägt Maestro, der andere Nucleus. Da soll sich einer entscheiden können, welches elektrische Ohr er sich einpflanzen lässt…