Piraten und Linke stecken in einem Dilemma: Gegen den großen Einheits-Gauck will niemand antreten. Die meisten Kandidaten kommen wegen ihres Parteibuches bei CxU, SPD, Grüne und FDP nicht in Frage oder winken ab. Wer will schon ohne Aussicht auf Erfolg kandidieren? Wenn es aber albern wird, gegen den Favoriten anzutreten – wird damit nicht die ganze Wahl zur Farce? So sehr ich mir eine Persönlichkeit wie Hans-Jürgen Papier oder Jutta Limbach wünschen würde – in dieser Situation bleibt eigentlich nur die Enthaltung oder eine PR-Aktion, die der Öffentlichkeit zeigt, was für eine Shownummer diese Wahl ohne Auswahl für das höchste Staatsamt ist.
Ich finde es im kleinen selbst ziemlich ärgerlich, dass ich morgen wohl keinen Gegenkandidaten haben werde. Konkurrenz und Wahlkämpfe sind wichtig, weil sich die Kandidaten mit den Standpunkten und Argumenten ihrer Kontrahenden auseinander setzen müssen. Ein von den Spitzen so vieler Parteien ausgeklüngelter Kandidat fühlt sich oktroyiert an. Wulff konnte von sich sagen, dass er eine Wahl gewonnen hat. Bei Gauck müsste man fragen: Gegen wen?
Bleibt der kleinen Opposition also nur noch eine PR-Aktion nach dem Muster: „Ich habe keine Chance, aber ich nutze sie.“ Georg Schramm hat sich selbst zum Maulhelden gemacht. Die wundervolle Chance auf ein einmaliges Stück ((Sur)Real)Satire ist vertan und die Dombrowski-Nummer wird über Nacht fade.
In dieser Situation kommt die Linkspartei mit Beate Klarsfeld. Wie @tarzun sagt: „Bei den Linken sitzen offenbar Leute, die wissen wie man *richtig* trollt.“ Diese Nominierung ist ein genialer Hack und eine herrliche Provokation. Leider weiß ich zu wenig über ihre an Selbstjustiz grenzenden Aktionen und ihre Ansichten, um mir ein wirkliches Urteil zu bilden. Im Gegensatz zu Gauck ist das Web bei ihr nicht voller Interviews, Aufsätze und Videos mit ihren Äußerungen. Letztlich steht sie für die Ohrfeige, die sie einst verabreichte. Ob sie das präsidiabel macht? Wahrscheinlich nicht, was die Wahl nicht leichter macht. Menschlich verdient sie jede Hochachtung.
Aber eigentlich ist das alles unwichtig. Deshalb lest ihr jetzt bitte alle diesen Artikel und geht morgen wieder gegen ACTA auf die Straße. Danke.