Blog

  • Dein Telefon weiß, wie’s dir geht

    Unter dem Begriff Gesundheitsapps versammeln sich die unterschiedlichsten Anwendungen. Vom Menstruationstracker bis zum Online-Yoga, vom ­Depressionstagebuch bis zur musikalischen Tinnitus-Behandlung. Dementsprechend ist von Scharlatanerie bis hin zu sinnvollen Apps alles vertreten. Nach Schätzungen gibt es etwa 100 000 Gesundheitsapps. Darunter die richtige zu finden, ist fast unmöglich, allerdings gibt es Orientierungshilfen: Für welchen Zweck suche ich eine passende App? Ist sie als medizinisches Hilfs­mittel in Deutschland zugelassen? Und von welchem Anbieter stammt sie?

    Am bekanntesten sind sicherlich die klassischen Fitnessapps – Stichwort quantified self. Mit ihnen können Menschen die zurückgelegten Schritte vermessen, ihren Schlaf überwachen lassen oder protokollieren, wie viele Kalorien sie zu sich nehmen. Natürlich spricht wenig dagegen, Kalorien per App statt mit Stift und Papier zu zählen. Ein Problem ist, dass die üblicherweise in Smartphones und Smartwatches eingebauten Sensoren ungenau arbeiten. So liefern Schrittzähler verschiedener Hersteller für ein und dieselbe Strecke abweichende Ergebnisse. Wer ernsthaft Sport machen und beispielsweise für einen Marathon trainieren will, greift besser auf die etwas teureren professi­onellen Fitnesstracker aus dem Sportlerbedarf zurück.

    Ähnlich sieht es mit Apps aus, die den Schlaf überwachen. Eventuell lassen sich damit Anomalien im eigenen Schlafverhalten messen und man kann feststellen, ob man schnarcht – jedenfalls wenn man alleine im Bett liegt. Die umfangreichen ­Messungen im Schlaflabor können diese Apps jedoch nicht ersetzen, sie liefern höchstens Anhaltspunkte. Ein weiteres Problem sind die Richtwerte, die solche Apps benutzen. So gibt es für die 10 000 Schritte, die man am Tag gehen soll, keine wissenschaft­liche Quelle.

    Weiterlesen in der Jungle World

  • Das Next Big Thing könnte ein Auto sein

    Als Apple vor etwas mehr als zehn Jahren das iPhone vorstellte, waren die Zutaten längst da: Mobiltelefone, Touchscreens sowie natürlich Taschencomputer und PDAs in verschiedenen Varianten. Was das iPhone einzigartig machen und einen riesigen Markt schaffen sollte, war also weniger eine konkrete Erfindung, als eine Kombination bekannter Technologien.

    Besonders wichtig für den Erfolg war, es nicht als Computer für die Hosentasche zu gestalten. Denn der hätte wahrscheinlich nur Business-Anwender und IT-Nerds interessiert. Erst das Design als Telefon, also als vertrauter und einfach zu bedienender Alltagsgegenstand brachte den Durchbruch: Die Kunden waren es gewohnt, ein Handy mit sich herumzutragen. Nur dieses neue Handy von Apple konnte auch noch Fotos machen und Musik abspielen. Apps und Spiele von Whatsapp bis Candy Crush kamen quasi durch die Hintertür.

    Noch heute kommt es vor, dass (zumeist ältere) Kunden sich Smartphones zeigen lassen mit dem Hinweis „Ich will damit eigentlich nur telefonieren“. Später entdecken sie, wie sie Familienfotos per Messenger tauschen und Scrabble gegen Freunde spielen können.

    Es könnte sein, dass sich dieses Kunststück bald wiederholt. Der allen vertraute Alltagsgegenstand wäre dieses Mal das Auto, das sich in einen rollenden Computer verwandelt. Die entscheidende Zutat ist Sprachsteuerung. Die Technik ist vorhanden, wird derzeit aber vor allem in Smartphones und intelligenten Lautsprechern benutzt.

    Weiterlesen bei T-Online.de

  • Links der Woche

    • Bitcoin is none of the things it was supposed to be:

      “Let’s go back to the beginning of Bitcoin. The first stop for anyone seriously interested in Bitcoin is the Bitcoin white paper: the canonical document written by Bitcoin’s pseudonymous creator, Satoshi Nakamoto, in 2008. “I’ve been working on a new electronic cash system that’s fully peer-to-peer, with no trusted third party,” Nakamoto wrote when he posted the proposal to a cryptocurrency mailing list. This sentence describes everything Bitcoin was intended to be, and the qualities that first got people excited about it, the key terms being “cash,” “peer-to-peer,” and “no trusted third party.””

    • The Strange History of One of the Internet’s First Viral Videos:

      “But Loronix was developing DVR technology for security-camera systems and needed sample footage to demonstrate to potential clients how it worked. So Licciardi and his boss, chief technology officer Peter Jankowski, got an analog video camera and began shooting.”

    • Forget the Robot Singularity Apocalypse. Let’s Talk About the Multiplicity:

      Es ist sehr schön, wenn Leute dieses linear-exponentielle, schicksalshafte, “Alles ist vorgezeichnet”-Denken der “Singularität” lassen und mit anderen Konzepten kommen. Doof ist nur, wenn sie ihre Idee dann “Multiplicity” nennen. Wenn schon ironisch, dann lieber “Posttranshumanismus”. ;)

    • Die SPD und das Framing:

      “Lakoff fasst es wunderbar mit diesem Satz zusammen: „If you retweet it you can’t defeat it, and when you embed it you spread it“, was so viel heißt wie: Wenn Du es retweetest verlierst Du, wenn Du den Inhalt einbettest verbreitest Du ihn.”

    • Natur auf Kosten der Technik | Avenue:

      “Ein Bio-Apfel ist ein Biofakt par excellence. Sämtliche seiner Lebensphasen sind auf Technik angewiesen – und darauf, dass wir sie verkennen. Altertümliche Apfel-Sorten sind das Ergebnis komplexer Rück-Züchtungstechniken inklusive komplizierter Patentierungsstreits. Eine Vielzahl hochmoderner Agrartechniken sorgt auf Apfelplantagen für eine Ökologizität, die nur dank neuester Forschungserkenntnisse über das Zusammenspiel von Schädlingen und Nützlingen umzusetzen ist. Bevor der Bio-Apfel in den Supermarkt gelangt, sorgen Temperaturkontrollen, Barcodes und viel IT für die nötige Logistik.”

  • Das bisschen Facebook

    Die Geschichte von »Brexit«, Donald Trump und dem Erstarken rechtsextremer Parteien in Europa ist eine Geschichte von Facebook und Twitter. So jedenfalls lautet eine beliebte Antwort auf die Frage, wie das alles geschehen konnte. Die Rede ist von Filterblasen in sozialen Medien, in denen Menschen nur noch mitbekommen, was ihrer ­eigenen Weltsicht entspricht. Es ist eine Geschichte sinistrer US-Konzerne, die mittels massenhafter Datensammlung und ausgefeilter Instrumente die zur Rechten tendierenden Wähler punktgenau adressieren und damit skrupellos Geschäfte machen. Und es ist eine Geschichte von ominösen russischen Hackern, die im Auftrag ihrer Regierung die öffentliche Meinung in westlichen Ländern manipulieren. Das Problem ist nur: Diese Geschichte stimmt nicht ganz. Sie greift zumindest viel zu kurz.

    Ein Beispiel ist die Wahlkampagne Donald Trumps. Diese nutzte zweifellos erfundene Falschmeldungen, um Trump zu promoten und Hillary Clinton schlecht zu machen. Es ist angesichts des knappen Wahlausganges sogar gut möglich, dass diese Beeinflussung den Ausschlag gab. Übersehen wird dabei jedoch die Rolle der Massenmedien. Für sie war Trump mit seinen permanenten Grenzüberschreitungen ein ­Geschenk. Jahrelang hatten sie über Anzeigenschwund und sinkende Leserzahlen geklagt. Donald Trump, der Mann, der ständig den Hund beißt, hat ihnen größere Werbeerlöse, mehr Abonnements und höhere Einschaltquoten beschert – nicht nur Fox News und Breitbart News, sondern eben auch den linksliberalen Medien, die sich seither an Trump abarbeiten.

    Weiterlesen in der Jungle World

     

  • Bitcoin: Das kommt nach dem Crash

    Lange Zeit schien es nur nach oben zu gehen. Experten versprachen ewiges Wachstum. Leute, die sonst wenig bis nichts mit Finanzgeschäften zu tun haben, stiegen ein, weil die Zeitungen drüber berichteten. Manche nahmen gar Kredite auf, in der Hoffnung, dass die Kursgewinne höher als die Zinsen ausfallen würden. Eine Marktaufsicht existierte genauso wenig wie gesetzliche Regulierungen. Dann stagnierten vorübergehend die Kurse, der Markt wurde nervös und schließlich kam es zum Crash, der nicht nur viele Anleger ruinierte, sondern auch der Weltwirtschaft eine jahrelange Depression bescherte. Die Rede ist nicht vom Bitcoin sondern vom schwarzen Freitag 1929.

    Weiterlesen bei t3n.

  • Links der Woche

    • They Wanted To Be A Better Class Of White Nationalists. They Claimed This Man As Their Father.:

      “His name is Alain de Benoist, and he has published more than 100 books
      in his nearly 60-year writing career that encompass topics from
      anthropology to paganism. As the leader of a movement begun in the 1960s
      known as the “New Right,” he won one of France’s most prestigious
      intellectual prizes, was a columnist for several of its leading
      newspapers, and helped build the canon of fascist and radical writers
      familiar to political players ranging from Richard Spencer to Steve Bannon.“

    • Unweibliche Treterei:

      “Wladimir Zwetkow wusste, dass er irgendwie Aufmerksamkeit für diese Partie erregen musste. Das erste offizielle Frauenfußballspiel der DDR sollte nicht vor leeren Rängen stattfinden. Zwetkow, ein Gaststudent aus Bulgarien, hatte mit Leuten gesprochen, die seine Idee für einen Scherz gehalten hatten. Und solchen, die fanden, die weiblichen Brüste seien beim Fußballspielen furchtbar im Weg. Er hatte mit misstrauischen SED-Parteifunktionären verhandelt und mit Karl-Eduard von Schnitzler, dem Moderator des »Schwarzen Kanals«. Im August 1969 sollte die Premiere endlich stattfinden: die BSG Empor Dresden-Mitte gegen Empor Possendorf. Aber wer würde sich das anschauen?”

    • Deutschland sorgt sich. Bekommt Fatih Akin den Oscar?:

      “Womöglich ist es für die deutsche Filmkritik einfach ein Schock, dass ein Türke (für mich ist er ein Hamburger Regisseur, aber ich stehe mit dieser Betrachtung ziemlich allein da) mit einem Film über die größte nationale Schande seit Gründung der Bundesrepublik, nämlich den NSU, einen Oscar holen könnte. Ist einfach too much.”

    • Zum Zustand der Sozialdemokratie in Deutschland:

      “Wie glaubwürdig ist eine Partei, die von personeller Erneuerung spricht, ohne sich personell zu erneuern? Wie glaubwürdig ist eine Partei, die von struktureller Erneuerung spricht, ohne sich strukturell zu erneuern? Wie glaubwürdig ist eine Partei, die nicht in der Lage ist, den Fehler der Agenda 2010 offen einzugestehen und bei den Betroffenen für die verursachten gesellschaftlichen Verwerfungen um Verzeihung zu bitten? Was soll die SPD in den nächsten 10 Jahren anders machen, was sie die letzten 10 Jahre nicht schon hätte anders machen können?”

  • Links der Woche

    • 55 Ways Donald Trump Structurally Changed America in 2017:

      “The GOP tax bill will mark the Trump administration’s first major legislative achievement. (…) However, given that the congressional year has otherwise been marked by turmoil and inaction, and given the high staff turnover and the parade of scandals at the White House, it’s been easy to miss what this administration has already done. In the background, Donald Trump’s Cabinet members and their collaborators have been working hard to deliver on Steve Bannon’s vision of dismantling the “regulatory state.” With Trump’s blessing, they have made drastic, structural changes on education, immigration, environmental protections, broadcasting and internet laws, and rules of military engagement, among other issues. Most often the changes have taken direct aim at Obama’s legacy, but some apply to regulations and programs that date back decades.”

    • The terrible price of austerity:

      “The Nazis were a party of the middle and upper classes. This was a surprise to me. I thought that unemployment was the principal reason why people turned to the Nazis. But the researchers found that unemployment growth was negatively correlated with support for the Nazis. In other words, Nazi support grew when unemployment was falling”

    • Don’t Be Evil:

      “When you take away bureaucracy and hierarchy and politics, you take away the ability to negotiate the distribution of resources on explicit terms. And you replace it with charisma, with cool, with shared but unspoken perceptions of power. You replace it with the cultural forces that guide our behavior in the absence of rules.”

    • Von „Cyborg Manifest“ bis „Blade Runner“: Unbehagen über unser Verhältnis zu Maschinen:

      “Die Grenze zwischen Natur und Technik ist schon vor Millionen Jahren
      gefallen, als man begann, mit einem Stein die gebrechliche Hand zu
      unterstützen“

    • It’s not your phone, it’s you:

      “The average user checks their smartphone 88 times per day. So what’s all this constant connection doing to our heads? Berlin’s foremost expert on smartphone use and mental health, Charité’s Dr. Jan Kalbitzer, gives us his surprising answer: Not much!”

    • Mathwashing – Algorithmenethik:

      “Viele Menschen glauben, Algorithmen seien allein wegen ihrer
      mathematischen Grundlagen neutral. Dieser verbreitete Irrglaube macht es
      möglich, dass Vorurteile ungeprüft kursieren und Unternehmen und
      Organisationen sich ihrer Verantwortung entziehen, indem sie Algorithmen
      als Alibi nutzen.”  

    • 26,000 blockchain projects launched in 2016, 92 percent are now dead:

      “Meanwhile, in the first half of 2017, there were almost 25,000 projects
      that were logged on the platform. According to Deloitte, the majority
      of the projects, however, have become inactive in the long run and only
      eight percent are active so far.” 

  • „Haven“ verwandelt Android-Smartphones in Abhörwanzen

    Wer ganz sicher gehen möchte, dass niemand in Abwesenheit seinen Laptop anrührt, legt ein altes Android-Smartphone drauf, auf dem „Haven“ installiert ist. Sobald jemand das Telefon anhebt, um den Laptop aufzuklappen, registriert dies der Bewegungssensor des Smartphones und die App macht ein Foto mit der Frontkamera, ohne dass ein potenzieller Angreifer etwas davon mitbekommt. Das ist nur einer von vielen denkbaren Einsatzzwecken: „Haven“ registriert auch, wenn das Licht eingeschaltet wird und überwacht Räume auf Geräusche und Gespräche.

    Weiterlesen bei T-Online.de

  • 50 Jahre 68er: Wie die Blumenkinder Computer, Internet, Freiheit und Überwachung brachten.

    Wie so oft sind es ikonische Bilder, die für ihre Zeit stehen. Für die sogenannten Achtundsechziger waren es die ersten Fotos von der Erde, die die Nasa aus dem Weltraum aufgenommen hatte. Sie verkörpern die ökologische Zerbrechlichkeit des Planeten, die Erkenntnis, dass sich alle Menschen diesen einen Planeten teilen. Das gilt auch für die Technologie, die diese Fotos überhaupt erst möglich gemacht hatte. Dass Hippies und Hacker zwei Seiten desselben kulturellen Phänomens sind, ließen diese Fotos von Anfang erahnen.

    Das mag einige überraschen, werden doch mit Achtundsechzigern und Hippies vor allem Drogen, psychedelische Musik und ein starker Hang zur Natürlichkeit verbunden. Das Klischee vom Hacker als verkopftem und technikaffinem Nerd will dazu nicht passen. Während die politisch engagierten Achtundsechziger in den USA dazu tendierten, die Revolution zu planen, um eine neue Gesellschaft zu errichten, hatten die eher kulturell orientierten Blumenkinder andere Dinge im Sinn. Angetrieben von bewusstseinserweiternden Erfahrungen mit Drogen wie LSD ging es ihnen vor allem um individuelle Selbstverwirklichung.

    Weiterlesen in der Jungle World

     

  • Links der Woche

    • Eine Polemik: Wie man mit einem würfelnden Schimpansen Terroristen fängt – Algorithmenethik:

      “Ist das am Südkreuz getestete System also genauer als ein würfelnder Schimpanse? Dazu müsste man neben der Erkennungsrate auch dessen Falsch-Positiv-Rate kennen. Auf Nachfrage erhalte ich die Angabe „kleiner als ein Prozent“, aber nach einiger Verwirrung stellt sich heraus, dass diese Angabe sich gar nicht auf die Falsch-Positiv-Rate bezieht. Die wahre Falsch-Positiv-Rate kann oder will das Bundesinnenministerium nicht verraten. Das ist irritierend, weil das Zahlenpaar Erkennungsrate und Falsch-Positiv-Rate in jeder seriösen Studie zur Gesichtserkennung das Maß aller Dinge ist.”

    • #verlagegegenrechts startet Crowdfunding-Kampagne – Pressemitteilung 22.12.2017:

      “Am 22.12.17 startet die Initiative #verlagegegenrechts eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext. Die Initiative wird getragen von mehr als 45 Verlagen und über 100 Einzelpersonen und Institutionen aus der Buchbranche. Diese unterzeichneten in den letzten Wochen einen Aufruf gegen rechte Hetze auf der Leipziger Buchmesse 2018″

    • mein kleiner beitrag zu #metoo:

      “ich bin (wie die meisten meiner weiblichen bekannten) mein ganzes leben immer und überall mit pimmel-hinhaltern konfrontiert gewesen und es macht mich fassungslos, dass garnicht wenige leute aus meinem persönlichen bekanntenkreis sich lieber über „hysterischen“ metoo-frauen aufregen als über ihre pimmelschwenkenden geschlechtsgenossen.”

    • What do face transplants say about identity and wellbeing? – Sharrona Pearl | Aeon Essays:

      “The delay was caused not by medical or technical challenges, but by
      bioethical and perceptual ones: bioethicists were concerned that the
      risks of the surgery and the dangers posed by the immunosuppressant
      medication needed to prevent rejection of the transplanted face would
      outweigh the benefits. Doctors were concerned about the public reaction
      to the manipulation of something held to be fundamental to individual
      identity.” 

    • CDC gets list of forbidden words: Fetus, transgender, diversity:

      “The Trump administration is prohibiting officials at the nation’s top
      public health agency from using a list of seven words or phrases —
      including “fetus” and “transgender” — in official documents being
      prepared for next year’s budget.”