Kategorie: Blog

Blogposts

  • Tagesfahrt

    Luftliniengleich pflügt der eher langsame IC ganz ohne Umsteigen durch die Walachei: Uelzen, Salzwedel, Stendal, nach etwas mehr als 120 Minuten sitze ich in der U2 Richtung Pankow. MOPO-Schlagzeile: „Endlich Elterngeld – nun treibts mal schön!“ und das ganze schon frühmorgens mit einem koitierenden Paar bebildert. Die Mopo les ich natürlich nicht, sondern mein Gegenüber. Von der U2 glaube ich, dass sie der wahre Namensgeber für die Band U2 gewesen sein muss. Diese Bahn saust klaustrophobisch durch die Röhre, sie kreischt faucht und jammert, sie ruckelt und wackelt, als wolle sie gleich auseinanderfallen und erreicht den Klimax der Reisephobien, wenn sie sich achterbahngleich über dem Gleisdreieck in den Himmel schraubt. Abends dann dasselbe rückwärts, also erst U2 und dann IC. Dazwischen wunderschönstes Maiwetter mit echter Berliner (Frühlings)Luft, die auf dem Prenzlauer Berg ein wenig nach Kanalisation riecht, in welcher der Frühling ja früher oder später auch gerne erwacht.

  • Trauer

    Eine Definition von Trauer ist: Ein Prozess bei der Bewältigung von Krankheit, des Sterbens und insbesondere nach dem Tod eines geliebten Menschen, aber auch bei einem sonstigen schweren Verlust. Es müssen nicht immer geliebte Menschen sein. Die beste Lüneburger Dönerbude ist nicht mehr. Ich werde lange brauchen, den Reflex zu verlieren, unterwegs nach „Auf der Höhe“ einzubiegen.

  • Ampelreparateure

    Ernüchternd finde ich, dass in Ampeln ganz normale Glühbirnen eingesetzt werden, wie sie in jede x-beliebige Haushaltslampenfassung passen. Das habe ich heute morgen beim Vorbeifahren an Ampelreparateuren in einer Glühbirnenvorratskiste gesehen.

    (Erstens ist Haushaltslampenfassung passen einfach schön und zweitens erhoffe ich mir damit gute Google-Rankings für Ampelreparateure, Glühbirnenvorratskiste und natürlich Haushaltslampenfassung. Außerdem ist das doch wirklich irgendwie schade, oder?)

    P.S.: Bin für die Gründung einer Bürgerinitiative für die Verwendung von Energiesparlampen in Ampeln.

  • Musikalische Achillesferse

    Ich bin ja sowas von sophisticated, ich hör ja nur noch Jazz, Fusion, Acid und so. Naja, gut, stimmt nicht: die alten Sachen bleiben ja im Regal. AC/DC bleibt kult, Iron Maiden, Saxon, Judas Priest, Metallica und all das: Ja sowieso. Und ich kann nach wie vor Scorpions, Helloween und sogar Over kill hören, ohne rot zu werden. Und Gary Moores alter Hard Rock (speziell die Folk-inspirierten 80er, also Over the hills and far away usw.) feiert bei mir sein ewiges Comeback. Dass meine Sozialisation mal mit Dschinghis Kahn, NDW, den Ärzten, Yngwie Malmsteen und Europe stattfand, ist mir kein Stück peinlich, sondern passt ja nur ins Bild. (Und Europe brauche ich gar nicht erst peinlich zu finden, ich reagiere ja auf die ersten Takte von Final Countdown sowieso schon mit Auschlag, nervösem Zittern und Blähungen.)

    Natürlich gibt es unangenehme Musik. Des Weges lauern düster die Randfichten und hinter ihnen verstecken sich die Schürzenjäger. Wenn MTV und VIVA keine Klingeltöne senden, dann verwechseln sie prolligen Monotonie-Hop mit Musik. 50% der Bevölkerung sprechen in der Regel allem, was Soul öde und jaulig findet, die Menschenrechte ab. Und sowieso verabscheue und verachte ich Wolfgang Petry, Peter Maffay, PUR und alles, was auch nur entfernt danach riecht.

    Aber auch ich habe meine Achillesferse. Ich kann nichts dafür, aber ich höre immer noch unheimlich gerne Starship. Nothings gonna stop us now, um genau zu sein. Ich finde, Grace Slick hat eine ganz tolle soulige Stimme (äh…seit wann mag ich soulige Stimmen???). Dieser penetrante Kitsch versetzt mich zuverlässig in Hochstimmung. Das ist schlimm, ich weiß.

    P.S.: Hier läuft gerade retromäßig As above, so below von Malmsteen. Also ich kann verstehen, dass Japaner sowas mögen. ;-)

  • Merkel und der Rechtsanspruch

    Ja, ich kuriere mich langsam vom Merkelschen Fieber. Ist ja nett, wie die Frau immerlächelnd und so hübsch bescheiden (quasi geräuschlos) regiert. Gerade habe ich etwas scheinbar nicht mehr aktuelles entdeckt, aus Zeiten, als keiner erwartete, dass das Merkel uns mal regieren wird: „Deutschland habe keinen Rechtsanspruch auf Demokratie (…) für alle Ewigkeit“. Donnerschlag. Und das fällt nicht auf? Wo war ich zu der Zeit, als das in den Medien war? Wurde was totgeschwiegen? Immerhin: Das Zitat ist echt, Google findet über 800 Fundstellen, daruner ZDF, WDR, Stern usw. Allerdings wurde das Zitat auch aus dem Zusammenhang gerissen, denn vollständig lautet es: Politik ohne Angst. Politik mit Mut – das ist heute erneut gefragt. Denn wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit. Unsere Werte müssen sich auch im Zeitalter von Globalisierung und Wissensgesellschaft behaupten. Und wenn sie sich behaupten sollen, dann müssen wir bereit sein, die Weichen richtig zu stellen. Auch da sind wieder Widerstände zu überwinden. Es sind wieder Prioritäten zu setzen. Ist dem Wichtigen der Vorrang vor dem weniger Wichtigen zu geben. Viele in der Politik argumentieren ja oft und gerne mit Sachzwängen, die sie daran hinderten, dieses oder jenes genau jetzt zu tun. Ich will nicht näher bewerten, wie viel davon wahr ist oder wie viel Ausrede, aber ich sage klar: Für uns gibt es nur einen einzigen Sachzwang, dem wir unterliegen, und der heißt, Menschen in Arbeit zu bringen. Diesem Sachzwang hat sich alles unterzuordnen. Das ist die Priorität für CDU und CSU. […] „Wir werden nicht alles anders, aber vieles besser machen“, hat 1998 jemand gesagt. Was daraus geworden ist, wissen wir. Ich sage heute, wir werden es grundlegend anders machen, damit es grundlegend besser wird für Deutschland. Also Wahlkampf: Steht da ein Merkel einfach so und redet? So ungefähr wie der Stoiber, merkbefreites Blabla? Nein, es gibt selbstverständlich ein Manuskript, das letztes Jahr noch dutzendhaft verlinkt war und auf einem CDU-Server unter „angela-merkel.de“ aufrufbar war. Mittlerweile sind die Links alle tot. Gut: schreibt das Merkel, diese Manuskripte alleine? Keine Ghostwriter, keine Spin Doctors, keine Juristen, die mal gegenlesen. Schwer vorstellbar… Im Netz rumort und munkelt es nun aus den üblichen Ecken der Verschwörungstheoriker: Abschaffung des Grundgesetzes usw., das Regieren hinter verschlossenen Türen zeige schon deutlich wo es langgeht. Die Beschwichtiger sagen: Merkel meint doch nur, dass Demokratie nicht selbstverständlich sei und immer aufs neue erkämpft sein will. Klar, das stimmt. Aber kann man dann nicht auch einfach schreiben, was man sagen will? Denn zu behaupten, es gäbe keinen Rechtsanspruch auf Demokratie zeigt völlige Unkenntnis des Grundgesetzes, speziell Artikel 20, in dem nun immer noch steht, dass alle Gewalt vom Volke auszugehen habe und die BRD ein demokratischer Bundesstaat sei. Streng genommen müsste man nun also behaupten: Die Merkel ist eine Radikale, die jenseits des Grundgesetzes steht. Aufgrund solcher Äußerungen müsste man die CDU doch nun eigenltich vom Verfassungsschutz überwachen lassen. Der Untergang des Abendlandes steht also mal wieder bevor. Solange Berlusconi es aber nicht doch noch wieder schafft und Bush nicht seine dritte Amtszeit antritt, mag ich nicht recht dran glauben. Und wenn schon: Deutschland hätte die weltweit erste DiktatorIN. Was für eine Sensation. Was für eine Erfolg in der Gleichberechtigungsfrage… P.S.: Wer den sonst ortsüblichen Humor vermisst, liest bitte hier weiter: Schöne Ostertage!

  • Television

    Gestern war ich bei einem Kollegen für 20 EUR einen einen kleinen Fernseher abholen. Komische Sache, lebe nun schon so lange ohne… Nachdem ich ihn dann entstaubt habe erster Test: Passt er überhaupt in die Zimmerecke? Gerade eben so. 2. Test: Gehen die Programme (vor allem erstes und zweites)? Ja, gehen. Und schon zappe ich ein wenig rum. Klick laber klick laber rums klick tschack bum hip hop klick date my mum klick aber ich liebe dich klick du arschloch klick… Nach 10 Minuten bringe ich den Kasten in den Keller. Da nimmt er bis zur WM weniger Platz weg.

  • Dresden unter Wasser

    Immer, wenn der Schröder Probleme kriegt, gibt’s ne Flut, sogar jetzt, wo der gar nicht mehr Kanzler ist. Wie macht der Mann das?

  • Lem ist tot

    Gerade lese ich Stanisav Lem ist tot. Ich glaube, eine solche Meldung hat mich schon lange nicht mehr bewegt, vielleicht bei Ustinov oder Douglas Adams. Also: Schweigeminute.

    Wir stehen jetzt vor anderen Herausforderungen. Die Scharen der Mohair-Barett-Trägerinnen werden uns nicht helfen, wenn irgendwelche Araber in der Warschauer U-Bahn eine Bombe legen. Vor einiger Zeit wurde ein Experiment gemacht in der Absicht, die Aufmerksamkeit der polnischen Gesellschaft im Fall eines Terrorangriffs zu testen. An einem öffentlichen Ort wurde ein Paket platziert. Und was passiert? Hat jemand die Polizei benachrichtigt? Nein! Weil einer unserer Landsleute das Paket gestohlen hat!

    Zitat: Spiegel Online/Przeglad

  • West BH-Open

    Suche Trainingspartnerin ;-)

    West BH Open

  • Informatische Prosa

    Lege mich schlafen: Vermutlich gleich wieder booleaneske schwarzweiß-gerasterte Träume, voller sich verastelnder If/Then/Else-Statements, in denen die kurzen Integers neidisch den Longs in die Lendengegend schielen, welche wiederum gerne ein Komma hätten wie die Singles und Doubles. Manch Bezierkurve entspringt dem VML-Path und beklagt sich bitterlich, dass ich sie mangels Formel erstmal testweise kantig und geradeaus von Knoten zu Knoten plotte. Ein paar Animationmodes hacken genüsslich auf den Subanimationmodes herum, die wiederrum die Paragraphanimationmodes quälen, welche sich nun wirklich nicht wehren können. Fragt sich, was das ist, diese Kombination, die der Unit-Test ausspuckt. Die Telefonnummer von Mrs. Right? Wenigstens ihre ICQ-Nummer? Oder aber verschlüsselt die Lottozahlen vom kommenden Samstag? Eine vereinsamte Methode sucht traurig nach seiner Klasse, die ohne sie instanziieren gegangen ist. Die Objekte lümmeln sich nach ihrer Deklaration dreist auf der Ennomane bis sie initalisiert und irgendwann mit einem Setnothing ausgelöscht werden. Dann werde ich aufwachen, hoffentlich früh genug, um ein wenig sauber zu machen, Michi zu besuchen, einen furchtbar wichtigen Brief abzuholen und abends eine Verabredung zu haben.