Dem Sportunterricht verdanken zahllose Menschen das eine oder andere Kindheitstrauma. Falls du weiblich bist, wird in TV-Shows dein optimaler Thigh-Gap diskutiert. Dir wird gesagt, wieviel Wasser du täglich trinken sollst und in welchem Bereich dein BMI zu liegen habe. Denn nur in einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist. Letzteren in vielerlei Hinsicht zu bilden ist seit Jahrhunderten höchstes Ideal des Humanismus. Gemessen wird das in Pisa-Tests und Creditpoints, die in einem stromlinienförmigen Bologna-Studium erworben werden, deren Inhalte sich an den Bedürfnissen von Unternehmen orientieren, die ihrerseits die korrekte Messung der Abgase ihrer Produkte mittels digitaler Fälschungseinrichtungen verhindern. In etlichen Berufen rauben bürokratische Dokumentationspflichten den Mitarbeiter_innen die Zeit, sich um ihren eigentlichen Job zu kümmern. Und wenn alle paar Monate eine Kennzahlenkritik in Form eines „Feedbackgesprächs“ droht, fragt eins sich, ob es nur stattfindet, weil die feedbackenden Vorgesetzten anderweitig jeglichen Kontakt zu ihren Untergebenen verloren haben. In Schulen gibt der Lehrkörper das totale Handyverbot bekannt und gleich anschließend die (Kopf-)Noten. Das ist alles normal. Aber wehe, du schnallst dir ein „smartes Armband“ um, weil du dich für deine Körperwerte interessierst. Dann bist du quasi ein Verrückter und gefährdest mit deinem Selbstoptimierungswahn den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wehe du schaust auf dein Smartphone, weil eine Nachricht deiner Familie/Freunde/Mitmenschen eintrudelt oder du Zeitung lesen möchtest oder wissen willst, wie das Wetter wird. Dann bist du gefangen in der „Filterblase“ und produzierst im Minutentakt die gesellschaftszersetzenden „Fake News“ statt mal wieder was mit „echten Menschen“ zu machen. Ihr merkt es selber oder? (Nein, tut ihr nicht.)