tl;dr: Sollen sie doch Kebab essen.
Berlin ist eine ziemlich große Stadt. Ich habe keine Zahlen, wieviele Migranten sich illegal in der Stadt aufhalten. Ich habe auch keine Zahlen, wieviele „geduldete“ Ausländer es in der Stadt gibt. Jeder kennt einen, der einen kennt, der hier legal nicht arbeiten darf und deshalb Drogen im Kotti vertickt, auf den Strich geht oder sich auf andere mehr oder weniger kriminelle Weise verdingt, weil das die einzige Art ist, an ein paar Kröten zu gelangen, wenn die Ämter nur ab und zu Lebensmittelgutscheine rausrücken. Wenn überhaupt.
Kriminalität hat gar nichts mit Nationalität zu tun, wenig mit dem Charakter und viel mit der Lebenssituation. Leider sind es nicht nur Rechtsradikale, die das trotzdem glauben. Wir kennen alle Rassisten oder wenigstens welche, die welche kennen, aber wir selber sind ja nicht so. Wir wollen Integration – meinen aber Assimilation. Natürlich sollen Ausländer unsere Gebräuche und Sprache lernen, aber wir finden nicht, dass sie uns etwas zu sagen hätten, außer es geht um exotische Küche. Von Fremden haben wir nichts zu lernen, schließlich sind wir im Besitz der Leitkultur. Offen sagen das nur die Rechten, aber wenn man genau hinsieht, zieht sich dieses Denken bis weit in „linke“ Kreise hinein. Erschrocken lesen wir beim Latte Macchiato einen Artikel über Parallelgesellschaften in der „Zeit“ und lehnen uns dann beruhigt zurück, weil die Gentrifizierung für uns arbeitet und der Prenzlauer Berg durch das Schaufenster unseres Cafés so sauber, idyllisch und homogen aussieht wie eine national befreite Zone.
Neukölln ist nicht überall sonder ganz weit weg. Auch dort gibt es angenehmere Beschäftigungen als Drogen zu verticken, so immer in Angst vor den Bullen und anderen Dealer-Gangs, zu fünft in einer winzigen Hinterhofwohnung und ohne Krankenversicherung aber mit einer kleinen Schwester, die aus Gründen der Ehre geschlagen wird, weil sie in einem ranzigen Puff anschaffen geht, aber das Geld natürlich trotzdem zu Hause abgibt. Man ist ja drauf angewiesen. Lasst sie leben! Gebt ihnen Luft zum Atmen! Gebt ihnen Freiheit. Sie werden schon irgendwas sinnvolles tun. Wir müssen ihnen nicht einmal Jobs geben – das schaffen sie ganz von alleine. Es gibt immer ein paar Menschen, die nichts auf die Reihe kriegen, es gibt immer ein paar Menschen, die kriminell werden, aber fast allen ist irgend etwas wichtig. Fast alle wollen sich um irgendwas kümmern. Und das reicht schon, damit der Laden am Ende läuft. Wir müssen sie einfach nur lassen.
Tun wir aber nicht. Wir werfen einen russischen Verleger aus dem Land, weil er nur 8 statt der ursprünglich versprochen 19 Arbeitsplätze geschaffen hat. Dass die Tochter in Deutschland geboren ist, hier zur Schule geht und nichts anderes kennt, interessiert uns nicht. Ließen wir sie einfach machen, müssten die Omma im Park weniger Angst um ihre Handtasche haben, aber kaum ein Politiker will das ernsthaft ändern. Die Omma nämlich wählt aus Angst um ihre Handtasche und ihre Knochen und weil beim Adolf ja nicht alles schlecht war diejenigen, die versprechen, hart gegen „kriminelle Ausländer“ vorzugehen und sie aus dem Land zu jagen. Mit dem Resultat, dass Illegalität und Kriminalität konserviert bleiben. Deshalb nennt man sie ja auch Konservative. Lieber die vertraute Scheiße konservieren, als irgendwas ändern. Es könnte ja besser werden. Und die Omma hat weiter Angst um ihre Handtasche und ihre Knochen und findet weiterhin, dass Adolf nicht ganz unrecht hatte, und wählt deshalb diejenigen, die daran genau nichts ändern werden.
Deutschland hat 1,5 Millionen Einwohner weniger, als gedacht und sieht darin ein Milliardenloch, statt aus vermeintlicher Not eine Tugend zu machen. Berlin will Weltstadt sein? Dann braucht Berlin eine vollkommen andere, radikal offene Integrations- und Einwanderungspolitik. Eine Politik, die die Menschen einfach in Ruhe ihr Leben leben lässt. Das verstößt gegen irgendwelche Bundesgesetze? EU-Richtlinien gar? Verklagt uns doch. Ist doch egal, Berlin ist doch eh pleite. Aber dafür bräuchte es Poltiker mit Eiern, die was ändern wollen, doch diejenigen Politiker, die etwas zu sagen haben, sind Teil des Problems. Hauptsache Omma hat weiter Angst um ihre Handtasche und der künstlich geschaffene Bodensatz darf weiterhin nicht wählen. Das sichert die Diät. Nachhaltig.
P.S.: Kaum veröffentlicht ist dieses Flugblatt aufgetaucht. Wahrscheinlich grüße ich solche Leute nichtsahnend beim Bäcker.
Kommentare
Eine Antwort zu „Lasst sie einfach leben!“