Links der Woche

  • Es geht um Vertrauen:“Facebook bietet seinen Nutzern Chats an auf eine bequeme und integrierte Art und Weise. Nun haben sie klar gemacht, dass sie die Kommunikation aber nicht vertraulich behandeln (noch nicht mal semi-vertraulich im Sinne von “Wir nutzen das Mithören nur um bessere Werbung zu zeigen, geben die Daten aber nicht an dritte”). Facebook hat damit das Vertrauen in sich als Infrastrukturanbieter für private Chats vollständig zerstört.”

  • Jobcentermitarbeiter gratulieren sich zu verhängten Hartz IV-Sanktionen:“In den JobCentern erhalten die Mitarbeiter_innen für ihre Arbeit bestimmte Vorgaben. Unter anderem gehören sogenannte Sanktionsquoten dazu. Während etliche JobCentermitarbeiter_innen von sich behaupten, so etwas nicht anwenden zu wollen, gibt jedoch solche, denen es Spaß macht, für ihren Dienstherrn Geld einzusparen.”

  • Der deutsch-amerikanische Rassismus des Thilo Sarrazin:“Als der Volkswirt Thilo Sarrazin (SPD) 2010 “Deutschland schafft sich ab” veröffentlichte, plante ich eine Blogpostreihe – zumal der Mann auch über Seiten hinweg meine Arbeiten zitiert hatte und ich also “aus erster Hand” seinen Umgang mit Wissenschaft beobachten konnte. Aber ich ließ mich nach einem ersten Post davon überzeugen, dass Sarrazin nur ein “verbitterter Eigenbrötler” und “Rechthaber” sei, dem man doch nicht noch mehr Aufmerksamkeit widmen sollte. Doch nach Lektüre des hervorragenden Sammelbandes “Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz: Von Galton zu Sarrazin” um die Herausgeber Michael Haller und Martin Niggeschmidt musste ich erkennen – ich lag da falsch. Thilo Sarrazin ist kein verirrter Einzelgänger, sondern ein planvoller Rückübersetzer von Sozialdarwinismus und Rassismus nach Deutschland.”

  • Internetnutzung: Der falsche Traum vom Offlinesein:“Einen “IRL-Fetisch” nennt der Medientheoretiker Nathan Jurgenson in einem kürzlich erschienenen Essay die Überhöhung des Offlineseins. IRL ist Netzsprache und steht für “in real life”, dem vermeintlich echten Leben abseits des Internets. Dieses Leben sei, so Jurgenson, für immer mehr Menschen eine Obsession, ein utopischer Lebensraum, den es zu erreichen gilt.”

  • Meldegesetz: Lehren aus dem Meldemurks:“Angenommen, in Deutschland könnte politisch eine nagelneue Technologie forciert werden. Diese Technologie hätte zwar große wirtschaftliche Vorteile und würde die Freiheit des Einzelnen vergrößern, im Gegenzug forderte sie aber ungefähr fünftausend Todesopfer jährlich. Wie wären die politischen Positionen verteilt? Vermutlich gar nicht, die Technologie würde über alle Parteien hinweg abgeschmettert, jede Diskussion würde im Keim erstickt, “Fünftausend Tote im Jahr, mit Verlaub, Herr Abgeordneter, Sie haben eine Macke!” Einführung abgelehnt (außer die Nationalmannschaft spielt zeitgleich). Das Automobil gibt es allerdings schon länger.”

  • Ernährungspanik: Werden wir alle vergiftet?:“Die in zwei Muskatnüssen enthaltenen Mengen der Gifte Myristicin – auch in Dill und Petersilie – und Elemicin z. B. reichen aus, ein Kind umzubringen. Die hochgiftige Blausäure kommt in Bittermandeln – da allerdings in abnorm hoher Konzentration – und in fast allen anderen pflanzlichen Lebensmitteln, besonders konzentriert auch in Leinsamen vor – mehr als zwei Kochlöffel täglich, und man darf den Doktor rufen. Das in Käse enthaltene Tyramin gefährdet Personen, die sogenannte MAO-Hemmer als Antidepressiva oder gegen Parkinson nehmen, mit den Folgen Bluthochdruck und Herzinfarkt. Honig enthält den Krankheitserreger Clostridium botulinum, bei Babys kann das zu einer Lähmung des Darmes und einer hartnäckigen Verstopfung führen. Rohe Grüne Bohnen – schon fünf bis sechs Stück – rufen schwerste hämorrhagische Gastoenteritis hervor, und auch die besten biologisch angebauten Karotten enthalten das Nervengift Carotatoxin plus eine ganze Reihe weiterer giftiger Substanzen sowie sogenannte Isoflavone, die eine östrogene Wirkung besitzen, also weibliche Sexualhormone imitieren. Äpfeln, Birnen oder Pflaumen enthalten giftige Kaffeesäure, Aprikosen, Kirschen, Pfirsiche und Pflaumen enthalten Chlorogensäure, Orangen enthalten d-Limonen (können Allergien auslösen), kaltgepreßtes Olivenöl enthält Perchlorethylen. Und das stärkste Nervengift der Welt, Botulinustoxin, von dem zwei Milliardstel Gramm einen Menschen töten, wird von einem Bakterium produziert, das völlig natürlich in Fleischwaren gedeiht; weniger als ein Gramm davon würden ausreichen, ganz Deutschland zu entvölkern.”

  • Auf dem Weg zum Cyborg?:“Bei einem invasiven Eingriff kann z. B. ein implantierter Computerchip im motorischen Kortex des Gehirns über das Denken einer Bewegung einen Roboterarm o.ä. steuern. Die neuronale Aktivität im Gehirn wird gemessen und mit typischen Gehirnmustern für bestimmte Bewegungen verglichen. Da „ich bewege meine Hand nach rechts“ nicht bei allen Menschen das gleiche Muster im Gehirn zeigt, “trainieren” die User die Software automatisch im Laufe der Zeit.”

  • Das kleine Troll-Handbuch:“Bei Diskussionen im Internet geht es nicht um Argumente und Inhalte. Es geht nicht darum, den eigenen Standpunkt zu überdenken oder zu überlegen, warum jemand anders anderer Ansicht ist. (…) Und natürlich geht es auch darum, direkt in der Diskussion zu gewinnen – also anderen Fehler “nachzuweisen”, sie dazu zu bringen, aus der Diskussion auszusteigen und natürlich darum, niemals zugeben zu müssen, irgendetwas falsch gemacht zu haben.”