Links der Woche

  • Die Verballhornung im Ersten:Durch die Stilisierung des Begriffs „Markt“ zu einer immer recht habenden Übermacht suggeriert man, er wäre eine Art Naturgesetz. Der Markt honoriert, bestraft usw. Man übersieht dabei, dass der Markt nur ein von Menschen gemachter Tauschplatz mittels von Menschen gestalteter Regeln ist. Nicht der Mensch dient dem Markt sondern der Markt dem Menschen. Der Mensch „reagiert“, der Mensch „honoriert“ und zwar im Rahmen des Systems, der Spielregeln also innerhalb des Gefüges und nicht der Fetisch „Markt“.

  • Die Erziehungsdiktatur:Denn alles Verbieten ist – so scheint es – letztlich nur die Verlagerung eines ganz anderen Sicherheitsbedürfnisses: Im gleichen Maße, in dem die Lebensverhältnisse zunehmend “entsichert“ werden – indem Lebensrisiken wie Unfall, Krankheit, Arbeitslosigkeit zu individuellem Versagen deklariert werden – statt zu gesellschaftlich zu lösenden Problemen; im gleichen Maße steigt offenbar das Bedürfnis, dann wenigstens auf anderen Feldern für “Sicherheit” zu sorgen.

  • Ethikpopethik:Ich denke ja, dass deutsche Verlage in den letzten Jahren durchaus bewiesen haben, dass sie das mit den „Neuen Medien“ nicht so richtig begriffen haben. Und meiner bescheidenen Meinung auch weiter nicht begreifen werden, so lange da irgend welche Faltenärsche das Sagen haben, die nicht verstehen, dass auch die Kultur schriftlicher Kommunikation einem steten Wandel unterliegt.

  • Ein paar Gedanken zum Internet-Schmarotzertum:Puh dachte ich, schon wieder so eine Internet-Schmarotzerin. Die gehen mir nämlich je länger desto mehr auf die Nerven. Wollen immer alles rausholen, aber nichts reinschreiben. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber ich habe den Eindruck, sie werden in letzter Zeit mehr. Irgendwie wollen sie nicht länger „draußen“ bleiben, aber „rein“ wollen sie auch nicht.

  • Die kommende Virtualisierung:Dass der gefühlte Kontrollverlust, der im Zusammenhang mit dem Internet vielen Angst macht, bloß eine Frage der Gewöhnung an Technologie ist. Oder eine Frage der Verdrängung. Geld auf dem Konto ist nichts anderes als eine der frühesten Cloud-Funktionen und gleichzeitig höchst virtuell wie auch weltbestimmend. Wer weiß schon, wie und wo das eigene Geld gespeichert ist, nur ein wackeliger Vermerk, eine kleine (seltener: große) Zahl auf irgendeinem Server, der man sich nur durch ein Interface überhaupt nähern kann und die so fragil scheint wie alle Virtualität.

  • Geschichte vom „Jungen, das ein Mädchen sein wollte“:Entgegen der Lehre eines zum Götzen erhobenen vorzeitlichen Medizinmanns war Anatomie schon lange kein Schicksal mehr. Man zwang damals niemanden dazu, mit einer Hasenscharte oder einem Klumpfuß zu leben, und niemand kam auf die Idee, solche Korrekturen anzufechten, weil Hasenscharte und Klumpfuß “natürlich” wären und es deshalb “von Natur aus” Hasenschartige und Klumpfüßler gäbe. Damals machte man jedoch ein Aufhebens von erstaunlichen Ausmaßen um die Genitalien eines Menschen und wies ihnen determinierende Bedeutungen zu. Es war nicht etwa so, dass Menschen das selbstverständliche Recht hatten, selbst zu wissen, welchem Geschlecht sie angehörten.

  • Anmerkung zum Wimbauer-Artikel der Wikipedia:Irgendwie geht die Argumentation doch auch nach hinten los, wenn die Leute, die immer lauthals Aktionen gegen Rechts machen, dann von einem nichts wissen wollen, der sich aus der Rechten verabschiedet hat. Das ist für andere, die sich lösen möchten, nicht eben einladend.

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