Google hat heute einen eigenen Browser veröffentlicht. Das Ding heißt Google Chrome, ist Open Source und basiert auf Webkit (Konqueror, Safari). Von sämtlichen News-Seiten wird er mit geradezu magischen Attributen versehen. Google selbst beschreibt in einem lesenswerten Comic allgemeinverständlich die wesentlichen Features. Interessant ist, dass jeder offene Tab einen eigenen Prozess enthält. Sollte dieser abstürzen oder durch schlechtes HTML/JavaScript/Sonstwas ausgebremst werden, seien die anderen Tabs nicht behelligt.
Getestet habe ich auf einem Thinkpad mit 1,8 GHz Pentium-M und 2 GB RAM. Interessiert hat mich der RAM-Verbrauch, daher habe ich jeweils unter Chrome und Firefox 74 Tabs geöffnet. Gemessen habe ich nicht mit „about:memory“ sondern mit dem Taskmanager und hierbei alle Chrome-Prozesse zusammengezählt. Chrome verbraucht mit 352 MB erheblich mehr als Firefox mit nur 239 MB. Um zu testen, wie gut denn die „tolle neue“ Speicherverwaltung funktioniert, habe ich alle Tabs geschlossen und erneut geöffnet. Dabei sollte Chrome im Vorteil sein und sämtlichen nicht mehr benötigten Speicher sauber wieder freigeben. Das funktioniert auch: Der Verbrauch von Firefox sank auf 100 MB und stieg nach dem erneuten Öffnen derselben Tabs auf 311 MB. Bei Chrome sank der Wert auf 57 MB und stieg auf genau die zuvor verbrauchten 352 MB. Der RAM-Verbrauch skaliert also erheblich besser, Chrome verbraucht mehr RAM für viele Seiten, geht damit aber pfleglicher um, während man Firefox irgendwann mal neu starten sollte.
Bei diesem Test ergab sich aber auch ein großer Nachteil von Chrome: Firefox ließ sich beim Öffnen und Schließen sämtlicher 74 Tabs jederzeit flüssig bedienen. Bei Chrome machten sich bereits bei 10-20 Tabs die ersten Stockungen bemerkbar und mit zunehmender Zahl von Tabs wurde dann schnell unbedienbar. Hier müssen die Programmierer nochmal ran. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass Chrome noch beta ist. Abstürze wurden häufiger berichtet, mir ist nach mehreren Stunden Einsatz aber noch keiner passiert.
Die Engine arbeitet subjektiv tadellos: Bisher wurden alle möglichen Seiten, die ich mir angesehen habe, fehlerfrei dargestellt. Beim Acid-3-Test (Acid-2 setze ich einfach mal als selbstverständlich voraus) schlägt Chrome sich sehr gut (eigene Messung, keine Nightly Builds/Betas außer Chrome):
- Chrome beta: 78%
- Opera 9.52: 76%
- Safari 3.1: 72%
- Firefox 3.01: 70%
- Internet Explorer 7: 13%
Auffällig ist die hohe Geschwindigkeit. Chrome fühlt sich wirklich außerordentlich schnell an. Ein Härtetest mit einer kurzen Webkonferenz in callistra lief einschließlich Zeichnen auf dem Whiteboard ohne Aussetzer und gefühlt schneller und weicher ab als in jedem anderen Browser.
Das GUI ist sehr schlicht, übersichtlich und elegant, auf das wirklich nötige Minimum reduziert und butterweich in der Bedienung. Tabbed Browsing, wie es schon immer hätte sein sollen. In Chrome entdeckt man etliche kleine Features, so ist z.B. in der grau dargestellten URL die Domain schwarz hervorgehoben. Die Startseite enthält eine sehr praktische eine Übersicht der meist besuchten Seiten. Tabs öffnen sich immer neben dem aktuellen Tab und nicht irgendwo ganz rechts am Rand. Eine Statuszeile existiert nicht, entsprechende Statusmeldungen werden einfach am unteren Rand eingeblendet, wenn nötig. Genauso wie ein nett animierter Pfeil, der das Ende eines Downloads signalisiert. Einige Features habe ich noch gar nicht ausprobiert (z.B. Tabs von Webanwendungen auf den Desktop ziehen, den Google Gears Unterbau testen).
Unterm Strich: Ich bin verliebt. Chrome ist der Browser, den ich schon immer haben wollte. Dumm nur, dass er von Google kommt. Wird jetzt mein ganzes Surf-Verhalten überwacht? Darf ich mich trauen, meinen Namen in Formulare zu setzen? Das wird sich in der nächsten Zeit klären, zumal Chrome Open Source ist. Das zugehörige Chromium-Projekt findet sich unter http://dev.chromium.org/Home.
Siehe auch: Chrome phoning home, eine kleine Analyse, was Google Chrome eigentlich genau überträgt.
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3 Antworten zu „Kleiner Test mit Google Chrome (Update)“